Ein Plädoyer für Michael Stich

22.07.14

In den vergangenen Tagen kochte in den Medien ein Thema wieder hoch, das wohl erst mit der Wahl des Nachfolgers von Karl Georg Altenburg als DTB-Präsident endgültig ad acta gelegt werden kann. Denn obwohl sich angeblich alle 18 Landesverbände auf den rheinland-pfälzischen Verbandspräsidenten Ulrich Klaus als dessen Nachfolger geeinigt haben, geistert der Name Michael Stich weiter durch die Gazetten. Mit Recht !

Ulrich wer ? Es mag zwar schön anzusehen sein, dass ausnahmsweise mal alle Verbände einer Meinung sind, dem negativen Image, das dem Deutschen Tennis-Bund seit Jahren anhaftet, wird ein in Deutschland der Öffentlichkeit weitestgehend unbekannter Landesfürst als DTB-Oberster auch nicht viel entgegen zu setzen haben. Denn DTB-Präsident bist du in Deutschland von der Landesverbände Gnaden und du wirst dich hüten, irgendwelche Dinge voran zu treiben, die den einzelnen Verbänden gegen den Strich gehen.

Und genau darin dürfte die Befürchtung der Landesfürsten auch liegen. Natürlich wäre auch ein Michael Stich am Ende von den Landesverbänden gewählt, nur hat dieser durch seine jahrelange Erfahrung sowohl im Profitennis als auch als Turnierdirektor von Hamburg einen ganz anderen Blickwinkel auf das Geschehen im Welttennis.

Als Präsident könnte er dringend benötigte Reformen im deutschen Tennis anstoßen, auf die andere wohl aus Rücksicht auf die Landesverbände bewusst verzichten würden. Zudem würde die Personalie Stich auch dem Posten des DTB-Präsidenten an sich ein weitaus höheres Ansehen verleihen als es bis dato in der Öffentlichkeit der Fall ist. Immer noch herrscht die landläufige Meinung vor, dass jeder Landesverband sein eigenes Süppchen kocht und derjenige, der eigentlich der starke Mann sein sollte, fungiert am Ende nur als Marionette der Landesfürsten.

Auch international würde es dem Ansehen des deutschen Tennis helfen, wenn endlich ein namhafter Kandidat zum Präsidenten erkoren würde. "Wimbledon-Sieger Michael Stich als neuer starker Mann im Deutschen Tennis-Bund", das würde mit Sicherheit auch über die Grenzen Deutschlands hinaus Gehör finden. Ohne nun dem Wunschkandidaten der Landesverbände zu nahe treten zu wollen, aber an die internationale Strahlkraft eines Grand Slam-Siegers sowohl im Einzel als auch im Doppel reicht er nunmal bei weitem nicht hin.

Es tut sich hierbei ein Vergleich zu einer anderen Sportart auf. Als der in seinem Strukturen damals ähnlich verkrustete DFB 2004 den vom Verband eher ungeliebten Jürgen Klinsmann zum neuen Bundestrainer ernannte, stellte dieser zunächst im Umfeld der Nationalelf alles auf den Kopf, installierte neue Posten und wagte somit den Anfang, um das damals schwer angeschlagene Image des DFB nach und nach aufzupolieren.

Auch wenn dies bei vielen Funktionären nicht gerne gesehen wurde, die Ergebnisse gaben Klinsmann am Ende recht. Seit dessen Amtsübernahme bis heute schnitt die DFB-Elf bei internationalen Turnieren nie schlechter als das Halbfinale ab, während sie bei beiden vorhergehenden Europameisterschaften nicht einmal die Vorrunde überstanden hatte.

Und genau da gilt es auch im deutschen Tennis anzusetzen. Es muss jemand an die Spitze, der es sich auch traut, unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen. Einer der Landesfürsten, der auf einmal DTB-Präsident ist, wird sich dies aus Rücksicht auf seine ehemaligen Amtskollegen nicht trauen. Ein Michael Stich aber hat eine Vision, die er vom ersten Tag an verfolgen würde: das deutsche Tennis wieder in die Nähe dessen zu bringen, wo es vor 25 Jahren schon einmal stand.

Er selbst hat diese Zeit als aktiver Spieler miterlebt. Er hat die Veränderungen im Welttennis seitdem genauestens verfolgt und weiß, was zu tun ist, um Deutschland in dieser Sportart weiter voranzubringen. Deshalb ist er der richtige Mann.