Die WTA überrascht mit kurzfristigen Änderungen der Tour im laufenden Jahr.
Wie an anderer Stelle bereits erwähnt: Die Connecticut Open in New Haven vor den US Open werden ersetzt durch ein Premier Event in Zhengzhou (China) nach den US Open. Für ein Turnier auf Premier Level werden dort irre Preisgelder ausgeschüttet: 1Mio in 2019, 1,5Mio in 2020. Ein Turnier in der Woche vor den US Open ist noch nicht gefunden.
Mich wundert ein wenig die positive Darstellung dieser Verschiebung nach Asien. Von den Übertragungen her, habe ich eher den Eindruck, dass dort auch vor viel Luft auf den Rängen gespielt wird. Sicherlich sind das auch große, für mich überdimensionierte Stadien.
Außerdem: Den River Cup in Moskau wird es nach nur einem Jahr nicht mehr geben. Stattdessen wird zum ersten Mal in Lettland gespielt: Baltic Open in Jurmala. Das Turnier aus Gstaad wandert nach Lausanne.
Anscheinend steckt in New Haven die Lokalpolitik dahinter. Die Stadt will keine öffentlichen Subventionen fürs Turnier mehr zahlen. Dass das Turnier der lokalen Wirtschaft auch Umsatz bringt, will keiner sehen. Für die WTA ist die Lücke vor den USO Mist. Außerdem verliert sie weiter an Sichtbarkeit in der westlichen Welt, was ihr schadet.
Andererseits:
Ich versteh's auch wenn die WTA sagt, "Premier-Turnier ist ein super Produkt, kostet aber eben, und wenn ihr nicht bezahlen wollt, in China gibt's da welche, die zahlen gerne. Müsst ihr halt wissen, wofür eure Stadt stehen soll." Also im Fall von New Haven dann eben vor allem College Football (oder im Fall von Berlin eben... ähm, ach ja, Pokalfinale).
Mit dem Umzug des Turniers von Moskau nach Lettland kann ich sehr gut leben. In Moskau findet ja zum Saisonende ein weiteres Turnier statt und so bekommen auch Ostapenko und Sevastova ein Heimturnier und auch die beiden Estinnen Kontaveit und Kanepi können dieses Turnier quasi als Heimturnier betrachten. Jetzt fehlen noch Weissrussland und die Ukraine, deren Top Spielerinnen auch ein Heimturnier verdient hätten. Schade ist auch, dass das Traditionsturnier in Bastad, Schweden, um eine Kategorie nach unten eingestuft wurde, d.h. das 250 K Turnier zog letztes Jahr schon von Bastad nach Moskau um und diesem Jahr weiter nach Lettland. Stattdessen findet jetzt in Bastad ein 125 K Turnier statt.
Die WTA hat die Turnier-Lücke in der Woche unmittelbar vor den US Open geschlossen. Vor ein paar Tagen schon gab die WTA im Internet bekannt, dass vom 16. bis 24.08.2019 die New York Junior Tennis & Learning (kurz: NYJTL) Bronx Open stattfinden werden. Es wird als International Kategorie mit dem Mindestpreisgeld von 250.000$ durchgeführt. Es soll das einzige Turnier in dieser Woche sein. Der CEO des NYJTL wird zitiert: WTA und USTA haben sich stark gemacht, dieses Weltklasse-Turnier als letzte Vorbereitung auf die US Open anzubieten. Das klirrt ein wenig in meinen Ohren. Angesichts der Punkte und Preisgelder der Internatioanl Kategorie wird sich noch zeigen, welche Weltklassespielerinnen hier wirklich antreten werden. Immerhin ist die Lücke imTerminkalender geschlossen. Die Liste der Turniere dieser Seite enthält das Turnier auch bereits.
2009 besiegte Tatjana Maria damals Malek dort Kristina Barrois im rein deutschen Finale auf ITF-50k-Level 61 64. Ich wette deshalb, Tatjana geht wieder an den Start!
Gerade fiel mir auf, dass in 2019 ja gar nicht in Hongkong gespielt wird. Das grell rote Ambiente wird mir fehlen
. Dabei hat das Turnier im vergangenen Jahr doch den Preis für das beste WTA International Event of the Year 2018 abgesahnt und war bei allen sehr beliebt. Auf der Internetseite ist eine Medienmitteilung vom 13.09.2019 zu finden, aus der die tatsächlichen Gründe auch nicht so genau hervorgehen. "Angesichts der aktuellen Situation" heißt es dort. Und später: "Die Organisatoren der Veranstaltung und die WTA diskutieren aktiv über die Festlegung einer alternativen Woche für die Durchführung der Veranstaltung. Weitere Ankündigungen werden zu gegebener Zeit erfolgen." Es scheint der Zeitpunkt im Jahr zu sein. Nur, wann soll es denn sonst sein, wenn nicht während der Asien-Wochen. Alle anderen Zeitpunkte macht das Tunier wegen zu langer Reisewege ja weniger attraktiv - oder bastelt die WTA vielleicht an einer zweiten Asien-Serie im Jahr. Die jetztigen Wochen sind ja schon sehr gut gefüllt und zeitlich sehr eng getaktet. Und Geld scheint vorhanden zu sein, wenn es doch auch so viele Fans in den Stadien geben würde.
Derzeit sind in Hongkong fast jeden Tag politische Demonstrationen, zeitweise richtige Straßenschlachten, die Obrigkeit hat sicher Sorgen, dass sie unter diesen Umständen die reibungslose Durchführung dieses Turniers nicht mehr gewährleisten können, dass die Demonstranten z.B. das Turnier als Bühne für ihren Protest gebrauchen.
Die Sorgen der Demonstranten, dass Hongkong allmählich den Sonderstatus verlieren könnte, werden durch die Reaktion der Polizeikräfte fast täglich bestätigt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Proteste_in_Hongkong_2019
Die politischen Hintergründe hatte ich auch auf dem Schirm - sie stehen für mich im Widerspruch zu der Ankündigung, dass nach einem alternativen Termin im Kalender gesucht wird. Möglicherweise sind alle diese Aussagen aber eben auch nur diplomatisch, um sich nicht konkret politisch äußern zu müssen. Demokratie und Meinungsfreiheit sind in dieser Region der Welt ja auch noch nicht so weit ausgeprägt wie im "alten" Europa.