Zhengzhou 2019, ICBC Credit Card Open, Premier

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Zhengzhou 2019, ICBC Credit Card Open, Premier

Im chinesischen Zhengzhou findet in diesem Jahr zum ersten Mal ein Premier Event unmittelbar nach den US Open statt. Das sind schlappe 12 Stunden Zeitdifferenz und 15 Stunden Flugdauer, die zum Beispiel die gefühlte Titelverteidigerin Aryna Sabalenka zwischen dem Doppelfinale in New York und ihrem ersten Match in Zhengzhou vier Tage später verarbeiten musste.
Zhengzhou hat die Lizenz von New Haven übernommen, das Turnier fand 21 Jahre unmittelbar vor den US Open statt. Hier, wie auch bei den Änderungen im Turnierplan der Rasensaison ab dem kommenden Jahr, passten die Finanzen nicht mehr. Das Loch vor den US Open wurde kurzfristig mit einem International in New York gefüllt, was mir aber ehe wie eine erzwungene Notlösung erscheint. Ich habe die Woche genutzt, um bei dem ein oder anderen Match der US Open Quali reinzuschauen und die potentiellen Stars der Zukunft zu sichten.

Die Chinesen locken mit viel Geld - sehr viel Geld. Das Turnier ist in diesem Jahr  mit 1Mio USD dotiert, im kommenden Jahr mit 1.5Mio. Das sind locker fast doppelt soviel wie die Mindestdotierung. Außerdem haben sich die Veranstalter verpflichtet, im kommenden Jahr in einem Stadion für 8.000 Zuschauer zu spielen. Ich frage mich nur, wer diese Plätze füllen soll, denn in diesem Jahr waren bei 4.000 Plätzen schon einige Lücken auf den Rängen zu sehen.

Anfang der Woche las ich bei Twitter einen längeren Thread über Zhengzhou, der davon berichtet, dass Tickets an Unternehmen und Vereine gesponsort wurden, unter dem Vorbehalt, dass für diese Tickets Anwesenheitspflicht verordnet wird. Ich kann den Tweet jetzt leider nicht wiederfinden. Den Wahrheitsgehalt kann ich nicht prüfen, es könnte aber eine Erklärung sein, warum das Turnier anfangs vergleichsweise gut besucht war.

Ich musste Weg und Zeit zwar nicht überwinden, aber eine größere Dosis Schlaf tat nach den US Open richtig gut. Ich habe das Turnier seit Freitag verfolgt. Und ich war überrascht, weil es wirklich gutes Tennis bei guter Stimmung zu sehen gab. Weil es am Donnerstag regnete, mussten zunächst die Matches der zweiten Runde gespielt werden. Die Viertelfinals liefen entsprechend in die Nacht hinein. Petra Martic kann die Heldin von Zhengzhou werden. Sie lieferte sich ein episches und unterhaltsames Match gegen Aryna Sabalenka. Nach 2:41 setzte sich Martic mit 7:5 5:7 6:4 durch. Es war so unterhaltsam diese beiden unterschiedlichen Spielerinnen zu sehen. Martic mit Stop und Lop und Netz, Sabalenka mit der ihr typischen kraftvollen Spielweise. Großes Kino - vor einem angemessenen Publikum. Danach und in die Nacht hinein gab es einen weiteren 3-Satz Thriller. Kristina Mladenovic gewann gegen Elena Svitolina nach 2:47 Std. mit 6:4 4:6 6:3. Unvergessen bleibt das Mladenovic's Aufschlagspiel im ersten Satz über 18x Einstand (https://twitter.com/josemorgado/status/1172523847175852032).
Während alle Viertelfinals über drei Sätze liefen, war der Halbfinaltag eher weniger spannend. Zunächst setzte sich Karolina Pliskova gegen Ajla Tomljanovic realtiv locker mit 6:3 6:2 durch. Tomljanovic spielte sehr gut, aber Pliskova war einfach überragend. Danach führte Martic Mladenovic vor: 6:0 6:3. Beide Halbfinals zusammen dauerten gerade mal 2:20 Std.
Das Finale lässt derzeit auf sich warten. Wie auch am Donnerstag regnet es in Zhengzhou. Dabei erscheint mir das Duell von Pliskova gegen Martic ähnliches Potential zu haben wie das von Martic gegen Sabalenka am Freitag.

Edit: Jetzt ist es kurz vor 7pm in Zhengzhou und der Court wird getrocknet - schaut so als, als wollen die heute wieder bis spät in die Nacht hinein spielen.

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So. Es ist vollbracht. Karolina Pliskova holt sich ihren ersten Titel in Asien (wenn ich das dem Kommentar richtig entnommen habe) und den vierten in 2019. Sie gewinnt 6:3 6:2 gegen Petra Martic. Das Finale begann sechs Stunden verspätet und wurde zweimal durch Regentropfen unterbrochen. Dabei überzeugten die Helfer durch sehr kreative Trockentechniken. Pliskova überzeugte mit ihren Aufschlägen und Grundlinienschlägen. Martic hatte keine Chance an ihre Leistungen der beiden Tage zuvor anzuknüpfen. Nicht nur die Spielerinnen und Offiziellen bewiesen an diesem Tag ihre Ausdauer, nein - auch zahlreiche Zuschauer waren auch um kurz vor 10 Uhr am Abend zum Ende des Matches noch begeistert anwesend, auch bei der Siegerzeremonie.Dieser zu folgen fiel mir etwas schwer wegen der teilweise chinesischen Sprache.
Der Titel im Doppel geht an Melichar/Peschke. Das Finale fand schon am Nachmittag in einer Halle statt.