Kein guter Tag dürfte der kommende Freitag für das chinesische Tennis werden. Die einheimische Spitzenspielerin Na Li wird dann aller Voraussicht nach auf einer Pressekonferenz ihren Rücktritt vom aktiven Tennissport erklären. Laut chinesischen Medien sollen ihre fortdauernden Verletzungsprobleme in den letzten Monaten der Grund hierfür sein. Zudem endete nach Wimbledon die zweijährige Trainingsarbeit mit Erfolgscoach Carlos Rodriguez.

Des einen Leid, des anderen Freud. Mit dem (leider zu erwartenden) Rücktritt der ehemaligen Nummer 2 der Welt und amtierenden Australian Open-Siegerin bieten sich aus deutscher Sicht wieder völlig neue Möglichkeiten, was gerade die Situation von Angelique Kerber in der Weltrangliste anbetrifft. Sollte Li Na nicht nur ihren Rücktritt erklären, sondern sich zudem wie einst Justine Henin sofort aus der Weltrangliste nehmen lassen, hätte sich das Thema Top 10-Verbleib nach Wuhan für die Kielerin von vorneherein erledigt.

Was Kerbers direkte Teilnahme in Singapur anbetrifft, sind deren Chancen durch den vorzeitigen Abschied von Na Li nur geringfügig besser geworden. Durch die lange Verletzungspause der Chinesin konnte man ohnehin davon ausgehen, dass sie wenn überhaupt nur noch sehr wenig in diesem Jahr punkten könnte. Daher muss es Kerbers Ziel sein, die 3970 Punkte von Na Li in den kommenden Wochen zu übertreffen ungeachtet dessen, ob sich Li nun vom Profisport zurückzieht oder nicht. Ihre schärfsten Konkurrentinnen aber bleiben nach wie vor Ana Ivanovic und Caroline Wozniacki.

Die WTA verliert in wenigen Tagen eines seiner charismatischsten Gesichter und zudem das Aushängeschild für den Tennissport im fernen Osten. Na Li hinterlässt dort eine Lücke, die nicht leicht zu schließen sein wird. Zur Erinnerung an den wohl größten Moment ihrer Karriere gibt es mit einem Klick auf das Foto der Chinesin noch einmal die legendäre Dankesrede bei den Australian Open im Video.