tennisMAGAZIN 8/2014: Stachs Reformvorschläge

17.07.14

Im neuen tennisMAGAZIN 8/2014, ohne Frage die Pflichtlektüre für alle eingefleischten Tennisfans, spricht Kolumnist und Eurosport-Kommentator Matthias Stach die seit langem hinter vorgehaltener Hand geführte Debatte um Reformen im Tennissport an. Ausgelöst wurden sie diesmal durch die Äußerung von John McEnroe, man möge doch die Schiedsrichter abschaffen, schließlich könnten die Spieler strittige Situationen untereinander klären und gegebenenfalls auf das Hawk-Eye zurückgreifen.

Ohne Frage ein wohl zu weitreichender Reformvorschlag der ehemaligen Nummer 1 der Tenniswelt, zumindest im Moment. Jedoch wurden vor etlichen Jahren beispielsweise Netzrichter abgeschafft und durch Elektronik ersetzt. Selbiges Schicksal könnte in absehbarer Zeit auch Linienrichtern widerfahren. Wenn ein Linienrichter einen Ball aus gibt und der Schiedsrichter die Entscheidung nicht überstimmt, hat er diesen wohl ebenfalls aus gesehen. Und ob letztlich der Linienrichter aus ruft oder der Schiedsrichter, ist im Endergebnis dasselbe.

Nun aber zu Matthias Stachs Reformvorschlägen bezüglich der Attraktivität des Tennissports. Dass dieser mehr Spannungsmomente ertragen könnte, steht wohl außer Frage. Der Vorschlag daher, anstelle von Sätzen bis sechs nur noch Sätze bis vier zu spielen und dafür drei anstelle von zwei Gewinnsätzen, ist eine Idee, die auch wir bereits vor längerer Zeit vertreten haben und diese heute noch für gut befinden. So bliebe die Gesamtzahl der zu gewinnenden Spiele mit 12 gleich, würde jedoch auf mehr Sätze verteilt.

Da passt es auch ins Bild, dass Stach bei den Grand Slam-Turnieren vier Gewinnsätze anstelle von den heute üblichen dreien spielen würde. Diese Modifizierung sollte jedoch dann auch im Damenbereich durchgesetzt werden. Bis heute leidet die Damenkonkurrenz bei den Slams darunter, dass es sich schlichtweg nur um ein gewöhnliches Turnier mit größerem Starterfeld handelt, da wie das ganze Jahr über best-of-3 gespielt wird. Bei den Herren hingegen ist best-of-five das Alleinstellungsmerkmal der Grand Slams.

Was eher kontraproduktiv erscheint, ist Stachs Idee, No-Ad auch im Einzel einzuführen. Damit würde faktisch jedes Aufschlagsspiel auf "first to 4 points" "kastriert" und ein 4:0-Satz würde wohl nur knapp über die Zehn-Minuten-Marke kommen. Somit könnten Partien zukünftig Schwierigkeiten haben, überhaupt länger als eine Stunde zu dauern. Das kann beim besten Willen nicht im Sinne dieses Sports sein.

Mit der Einführung von No-Ad im Einzel wäre es nur noch ein kleiner Schritt bis zur Abschaffung des entscheidenden letzten Satzes. Was im Doppelwettbewerb bereits jahrelang praktiziert wird, hat diesen nicht wirklich attraktiver gemacht. Spötter betiteln den unsäglichen Match-Tie-Break bei Satzgleichstand, der nichts anderes ist als ein Tie-Break bis 10 anstelle von 7, längst als Lotteriespiel, da hier nicht selten unbedingt der bessere am Ende die Nase vorn hat.

Was die ATP auf ihrer Challenger-Tour bereits vor Jahren getestet hat und dennoch bis heute nicht Einzug ins Regelwerk gefunden hat, ist die von Stach ebenfalls zurecht geforderte Abschaffung des Netzaufschlags. In vielen Fällen wird das Netz beim Aufschlag nur leicht berührt, so dass nicht einmal die Flugbahn des Balles dadurch verändert wird. Wozu also soll dieser einwandfrei zu spielende Punkt wiederholt werden ? Natürlich gibt es auch Netzaufschläge, die weitaus schwieriger für den Gegner zu returnieren sind, doch das Risiko eines Netzrollers existiert ohnehin heute schon bei jedem Versuch, den Ball über die Netzkante zu spielen.

Matthias Stach ist im übrigen ein weiteres Mal Thema im tennisMAGAZIN 8/14. Diesmal lohnt sich sogar der Blick in die Rubrik Leserbriefe.