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Der clevere Schachzug der WTA

Durch die am gestrigen Tag bekannt gewordene Regeländerung bezüglich der Vergabe von Wildcards bei WTA-Turnieren hat die diesjährige Ausgabe des Porsche Tennis Grand Prix für die einheimischen Zuschauer ohne Frage an Attraktivität gewonnen. Mit Eva Lys, Laura Siegemund, Tatjana Maria und Jule Niemeier haben vier deutsche Spielerinnen nun in gut zwei Wochen die Möglichkeit, sich mit 20 der 28 besten Spielerinnen der Welt sowie den vier noch zu ermittelnden Qualifikantinnen zu messen.

Die WTA ist eine global operierende Organisation. Dennoch wäre es aus Sicht jedes Turnierveranstalters vor Ort sicher wünschenswert, wenn das Turnier auch einen ausreichenden regionalen Bezug zum Veranstaltungsort hätte, sprich eine gewisse Anzahl an einheimischen Spielerinnen. Dass nun jedes Jahr vier deutsche Spielerinnen im Hauptfeld des Porsche Tennis Grand Prix stehen, ist durch die neue Regel zwar nicht garantiert, aber sie schafft im Vergleich zum früheren Prozedere deutlich eher Klarheit, was die Zusammensetzung des Hauptfeldes anbetrifft.

Bis vor kurzem wurden bei jedem WTA 500-Turnier zwei Plätze bis kurz vor Turnierbeginn für Spielerinnen freigehalten, die mit einer sogenannten "Top 20-Wildcard" eine kurzfristige Turnierteilnahme erwirken konnten. Im Falle einer Nichtnutzung gingen diese beiden Plätze ansonsten an die Spielerinnen, die auf der Nachrückerliste auf den Plätzen eins und zwei stehen. Eine anderweitige Vergabe war laut Regelwerk ausgeschlossen, wie es im übrigen bis heute auf Seite 38 des WTA Rulebooks nachzulesen ist.

Dies wird ab sofort nicht mehr auf diese Weise gehandhabt. Maßgeblich ist ab sofort der Meldeschluss vier Wochen vor Turnierbeginn. Bis zu diesem Zeitpunkt haben ab sofort alle Spielerinnen, die für eine sogenannte "excemption wild card", dem Nachfolger der Top 20-Wildcard, in Frage kommen, die Möglichkeit, eine solche anzufragen. Alle Wildcards, die mit der Schließung der Meldeliste noch offen sind, können ab sofort vom Veranstalter frei vergeben werden. Dies gilt nicht nur für den Porsche Tennis Grand Prix, auch in Berlin und Bad Homburg wird diese Neuregelung ohne Frage mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen.

Die Vorteile dieser neuen Regel liegen für alle Seiten auf der Hand. Die Spielerinnen, insbesondere diejenigen, die den Sprung ins Hauptfeld knapp verpasst haben, wissen nun, dass es ohne einer Absage einer anderen Spielerin keine Möglichkeit mehr gibt, doch noch nachzurücken. Die Turnierveranstalter können frühzeitig die Wildcardvergabe planen, da sie schon vier Wochen vor Turnierbeginn wissen, wieviele sie davon frei vergeben können. Und auch die Fans haben ab sofort rechtzeitig Klarheit darüber, wie das Teilnehmerfeld aussieht.

Wobei letzterer Punkt vom Wohlwollen des jeweiligen Turnierveranstalters abhängt. Er selbst entscheidet, ob und wann eine Meldeliste veröffentlicht wird. Obwohl es aus Marketingsicht alles andere als clever ist, könnte es theoretisch also sein, dass vor der Hauptfeldauslosung keinerlei Namen der Teilnehmerliste an die Öffentlichkeit durchsickern, wie es im übrigen bei so manchem WTA 125-Turnier in diesem Jahr bereits der Fall war. Für die Fans des Porsche Tennis Grand Prix ist dies hingegen nicht relevant. Sie werden sogar spätestens in der kommenden Woche erfahren, welche Spielerinnen in Stuttgart in der Qualifikation antreten.

(Artikel erstellt mit bestem Dank an die Pressestelle des Porsche Tennis Grand Prix)

Veröffentlichungsdatum:
Turnier: Stuttgart 2025