Deutsches Tennisjahr 2024 endet mit drei Top 100-Spielerinnen
Die ablaufende Saison 2024 dürfte auf lange Sicht gesehen bei den deutschen Tennisfans nur durchwachsene Erinnerungen hervorrufen. Erstmals seit der Corona-Zwangspause gelang es keiner deutschen Spielerin, einen Einzeltitel auf WTA-Ebene zu erringen. Wenig überraschend ist es daher, dass die beste deutsche Spielerin in diesem Jahr die Saison auf Platz 80 abschließt. Dass es sich zudem um die bereits 36-jährige Laura Siegemund handelt, ist für das vergangene Jahr bezeichnend. Zumindest die Zahl der deutschen Top 100-Spielerinnen hat sich im Jahresvergleich nicht verändert. Weiterhin vertritt ein deutsches Trio in den Top 100 die deutschen Farben. Lediglich Tamara Korpatsch wurde durch Jule Niemeier abgelöst. Der Blick in die Zukunft macht dennoch Mut.
Denn in der Breite zeigt sich Deutschland weiterhin gut aufgestellt. Insgesamt 85 Spielerinnen gelang es 2024, mindestens einen Weltranglistenpunkt zu ergattern. Mit 68 Spielerinnen in der Weltrangliste steht Deutschland zudem wesentlich besser da als noch vor einem Jahr, als lediglich 57 Spielerinnen am Jahresende 2023 im Ranking gelistet waren.
Die Aufsteigerin des Jahres... ist Mina Hodzic. Die 22-jährige hat sich binnen der letzten 52 Wochen um 697 Plätze verbessern können. Startete sie das Jahr noch außerhalb der Top 1000, so überwintert sie aktuell auf dem 476. Rang und liegt mittlerweile noch besser als einst nach ihrem sensationellen Titelgewinn in Biarritz. Hodzics Aufstieg wird in den kommenden Wochen noch weitergehen. Sie profitiert davon, in den ersten dreieinhalb Monaten der Saison keine Punkte verteidigen zu müssen.
Das Comeback des Jahres (1)... gelang Caroline Werner. Einst die Nummer 361 der Welt wurde sie zu Jahresbeginn nicht mehr im Ranking gelistet. Nach einer beeindruckenden Saison mit insgesamt drei Finaleinzügen steht sie sich mittlerweile wieder in den Regionen, in denen man sie zu ihren besten Zeiten gefunden hatte. Auf Platz 363 fehlen ihr nur noch drei Plätze, um ein neues Karrierehöchstranking zu feiern.
Das Comeback des Jahres (2)... gelang Nastasja Schunk. Nach ihrer einjährigen Verletzungspause fiel die 21-jährige Ende des Jahres 2023 vorübergehend aus der Weltrangliste, ehe sie Ende Januar diesen Jahres wieder zurückkehrte. Seitdem zeigt der Weg von Schunk kontinuierlich nach oben. Aktuell steht sie bereits wieder auf Platz 306 und darf sich 2025 berechtigte Hoffnungen darauf machen, wieder bei einem Grand Slam-Turnier in der Qualifikation antreten zu können.
Die Newcomerin des Jahres... heißt Tessa Brockmann. Mit 18 Jahren debütierte die Norddeutsche Mitte Januar 2024 auf Platz 1134 und beendet diese Saison nun standesgemäß auf ihrer besten Platzierung, die sie in diesem Jahr bislang inne hatte. 66 Weltranglistenpunkte stehen aktuell für sie zu Buche, nun jedoch beginnt für sie die große Punkteverteidigung. Bereits in den ersten Wochen fallen bei ihr ein W15-Finale sowie ein W15-Halbfinale aus der Wertung. Danach verliert sie zunächst keine weiteren Zähler.
Der Rücktritt des Jahres... wurde von Angelique Kerber vollzogen. Kein Tennis-Jahresrückblick kommt 2024 ohne die dreifache Grand-Slam-Titelträgerin und ehemalige Weltranglistenerste aus. Die Ausnahmeathletin, gleichzeitig die mit Abstand beste Spielerin, die Tennis-Deutschland nach Steffi Graf hervorgebracht hat, kam in diesem Jahr nach ihrer Babypause noch einmal zurück und beendete ihre Karriere mit einem atemberaubenden Auftritt bei den Olympischen Spielen in Paris gegen die spätere Goldmedaillengewinnerin Qinwen Zheng.
Trotz der durchwachsenen Saison darf man sich als Tennisfan auf die kommenden Monate freuen. Der Deutsche Tennisbund hat sich nach der Trennung von Barbara Rittner ein neues Trainerteam zusammengestellt. Neben Jasmin Wöhr und Dirk Dier, die sich bereits seit längerem um den deutschen Nachwuchs kümmern, übernimmt den Posten des Chef-Bundestrainers (eine ohne Frage passendere Bezeichnung als "Head of Women's Tennis") zu Jahresbeginn der langjährige Kerber-Coach Torben Beltz. Neu zur Seite stehen ihm dabei unter anderem mit Andrea Petkovic und seinem ehemaligen Schützling Angelique Kerber zwei ehemalige Top 10-Spielerinnen, die ihren Erfahrungsschatz aus jeweils 20 Jahren Profitennis an die nächste Generation weitergeben und somit einen Beitrag dazu leisten können, damit die vergangene WTA-Saison auf absehbare Zeit die letzte bleibt, in der den deutschen Spielerinnen ein Titelgewinn verwehrt blieb.