Deutsches Traum-Viertelfinale in Wimbledon

03.07.2022 - 18:58
Tatjana Maria

Deutschland kann sich in diesem Jahr wieder über eine deutsche Halbfinalistin in Wimbledon freuen. Sowohl Tatjana Maria als auch Jule Niemeier konnen ihre Achtelfinals am Sonntag gewinnen und sicherten somit das rein deutsche Viertelfinale an der Church Road. Der Siegerin dieser Partie winkt ein Match, in dem es um den Einzug ins diesjährige Wimbledon-Finale geht. Doch egal, was jetzt noch kommt: das deutsche Damentennis ist noch da !

Wähend Jule Niemeier auf dem Centre Court in ihrer Partie gegen Lokalmatadorin Heather Watson bei ihrem klaren Zweisatzsieg kaum Probleme hatte, sorgte Tatjana Maria wie bereits bei ihren vorangegangenen Matches für Drama pur, so dass sky-Kommentator Thomas Wagner (Note 1 mit Sternchen) sich dazu genötigt sah, eine Gefahrenzulage für Kommentatoren von Maria-Matches einzufordern.

Tatsächlich sind die Partien von Tatjana Maria nichts für schwache Nerven. Dabei startete die Deutsche gegen Jelena Ostapenko überraschend gut und ging mit 3:1 in Führung. Doch die Lettin fand immer besser in die Partie und konnte umgehend ausgleichen. Bis zum 6:5 für Ostapenko blieb danach alles in der Reihe, ehe Maria ihr Aufschlagsspiel trotz Chancen nicht nach Hause brachte und den Satz mit 5:7 abgeben musste.

Mitte des zweiten Satzes schien die Partie dann entschieden. Mit 4:1 war die Lettin in Front gegangen und nicht viele (außer natürlich sky-Kommentator Wagner) hätten noch erwartet, dass die klare Außenseiterin dieses Match noch drehen könnte. Doch Maria wäre nicht Maria, hätte sie nicht das Rebreak zum 3:4 errungen und in der Folge auch zum 4:4 ausgeglichen.

Dann aber stand Maria doch kurz vor dem Aus. In einem verkorksten Aufschlagspiel sah sie sich einem 15:40 gegenüber, gleichbedeutend mit zwei Matchbällen ihrer Gegnerin. Kein Problem für die Dame auf Bad Saulgau. Vier Punkte später stand es 5:5 und alles war wieder ausgeglichen in Satz zwei.

Und es wurde noch besser. Ostapenko verlor etwas den Faden, gab ihr Service zum 5:6 ab und leistete auch bei Marias folgendem Aufschlag keine Gegenwehr. Dies bedeutete Satzausgleich in einem Drama, das man selbst gesehen haben muss, um es zu verstehen.

Der dritte Satz begann wie der zweite mit einem schnellen Aufschlagverlust von Maria. Diesmal jedoch konterte die 34-jährige umgehend und hielt sich weiter im Rennen im Kampf um einen Platz im Viertelfinale. Und es solte noch besser werden. Bei 4:4 entwickelte sich bei Aufschlag Ostapenko ein hart umkämpftes Aufschlagspiel mit dem überraschenden besseren Ende für die Deutsche, die auf einmal nur noch vier Punkte ausservieren musste, um in die Runde der letzten acht einzuziehen.

Bei 3:4 gelangen Maria noch vier Asse am Stück, bei 5:4 hingegen gar nichts mehr. Ein Break zu null sorgte für noch mehr Drama. Doch wer nun dachte, die Deutsche würde nun wegen dieser verpassten Chance einbrechen, wurde eines besseren belehrt. Ein schnelles 0:30 und die Nerven bei 30:30 bewahrt sorgte für einen erneuten Aufschlagverlust Ostapenkos und eine weitere Möglichkeit für die zweifache Mama, die Partie zu ihren Gunsten zu entscheiden.

Die Gegenwehr der Lettin schien nun tatsächlich gebrochen. Schnell erarbeitete sich Maria drei Matchbälle. Und während es Ostapenko noch gelang, den ersten abzuwehren, sorgte Matchball Nummer zwei für grenzenlose Freude im deutsch-französisch-amerikanischen Lager des Maria-Clans. Nie zuvor in ihrer Karriere stand sie im Viertelfinale eines Grand Slam-Turniers, nie zuvor erspielte sie sich bei einem Turnier ein Preisgeld von $380,000.

Und wie es so ist bei rein deutschen Duellen: schade, dass eine ausscheiden muss, aber schön, dass eine sicher weiter kommt. Und egal, wer es ist: die Gegnerin im Halbfinale lautet entweder Marie Bouzkova, Elise Mertens oder Ons Jabeur. Und dann: man wird ja mal träumen dürfen.