Kassandra und ihre Unken behielten Recht, da helfen dann die klaren Siege in den ersten 3 Runden auch nicht für die späte 2 Woche, Halbfinale oder Finale und eingesparte Körner, wenn man schon im Achtelfinale ausscheidet. Aber auch das Viertelfinale wäre nochmals schwieriger geworden, Rafael Nadal ist wieder in guter Form und ich würde nicht ausschließen, dass er in einer Woche bei der Grand Slam Ralley wieder in Führung geht. Das würde die Laune eines gewissen Rivalen, der schon etwas länger Australien verlassen hat noch weiter verschlechtern. In dieser Form führt auch dann kein Weg in Paris an Rafael Nadal vorbei, Titel Nr. 22 gesamt.

Die Presse dürfte morgen für Alexander Zverev schon etwas unangenehm sein. Ich kenne da Medien für die es fast klar war, dass nach der Demission von Novak Djokovic Alexander Zverev der logische kommende Australian Open Sieger sein wird, da werden die Meriten, die er sich letztes Jahr bei Olympia und bei den ATP Finals erworben hat, ganz schnell wieder vergessen. Ich hatte auch gehofft, dass er in der Lage ist, sich von Match zu Match mit der zunehmenden Qualität der Gegner zu steigern, aber das hat sich leider nicht erfüllt. Gegen Nadal hätte er eh nur in absoluter Top Form eine Chance gehabt und von dieser ist er noch einiges entfernt. Aber auch diesen Rückschlag wird er wie schon so viele verarbeiten. Aber ich sehe schon die Schlagzeilen "Warum kann Alexander Zverev keine Grand Slams ?" "Wird er nie ein ganz Großer " usw, usw.

Man sollte sich einfach von dem Gedanken verabschieden, dass Alexander Zverev der einzige Kandidat ist, um in die Lücke zu stoßen, wenn die großen Drei ihre Karriere beenden und es nur eine Frage der Zeit ist, wenn er sein erste Grand Slam Turnier gewinnt und die Nr. 1 der Weltrangliste übernimmt.

Ich glaube, die us-amerikanischen Männer haben allmählich die Talsohle durchschritten und dürfen auf eine etwas rosigere Zukunft hoffen. Die beiden Außenseiter lieferten den Favoriten Medwedev und Tsitsipas einen bravourösen Kampf und mußten sich erst nach erbittertem Widerstand geschlagen geben.

Alexander Zverev hat ja noch Zeit, Alizé Cornet hat in ihrem 63. Grand Slam Turnier nun zum ersten Mal das Viertelfinale erreicht, Kaia Kanepi hat noch die Möglichkeit im Alter von 36 Jahren zum ersten Mal das Halbfinale bei einem GS zu erreichen. Dafür ist Alexander Zverev noch sehr jung und erst bei seinem 29.GS. Er sollte aber möglichst nach seinem Karriereende nicht auf folgender Liste landen

Die 15 besten Tennisspieler, die nie einen Grand Slam gewannen

Totzdem sollte er diese Liste nicht allzu oft in Augenschein nehmen, das kann sich auch im Kopf festsetzen, schon jetzt würde er recht weit oben einsteigen. Eigentlich gibt es keine plausiblen Gründe für die Grand Slam Schwäche, er hat auch schon hart umkämpfte 5 Satz Matches gewonnen, kann jetzt auch in den frühen Runden einen energiesparenden Modus einlegen und ist auch auf einem sehr guten Fitnessniveau und wenn man schon einmal das Finale erreicht hat und nur knapp am Triumph vorbeigeschrappt ist, warum soll es beim nächsten Mal nicht gelingen.

Alexander Zverev nun schon im 9. Jahr bei den Grand Slams, Kinder wie die Zeit vergeht.

PS: Ich habe eben nachgeschaut, Alexander Zverev wäre jetzt schon in dieser Auswertung ab 1990 auf Platz 7/8 mit 14 Punkten, 1 mal Finale, 3 mal Halbfinale und 3 mal Viertelfinale zusammen mit Robin Söderling und Davidenko.

Dabei heißt es so oft bei Übertragungen, das Publikum in Melbourne wäre doch so fair, sportbegeistert und hätte so viel Verständnis. Aber offenbar nur, wenn keine Einheimische auf dem Platz sind. Aber in Paris kann man ähnliches erleben, wenn Lokalmatadoren am Start sind. Vielleicht hebt sich Wimbledon noch etwas positiv ab, ansonsten erlebt man schon oft Davis Cup Atmosphäre aus der Zeit, als es noch Heim- und Auswärtsspiele gab.

Kyrgios und Kokkinakis sollen ihre Siege im Doppel ruhig feiern, im Einzel liefern sie in den letzten Jahren nicht allzu viele Gründe, in Euphorie auszubrechen. Auch in diesem Jahr boten die einheimischen Männer bei den AO zumeist Enttäuschungen, dabei gab der Turniersieg von Kokkinakis kurz zuvor einigen Anlaß zur Hoffnung. Ich habe oft die Misere bei den amerikanischen Männern in den letzten Jahren beklagt, aber bei den Australiern sieht es nicht viel besser aus bzw. noch etwas trüber. Die Tage, als sie down under bei den Männern noch Grand Slam Sieger oder wenigstens noch Finalisten bejubeln durften, liegen nun schon einige Tage zurück. Patrick Rafter, Mark Philippoussis ?

So dürfen sie sich jetzt halt mit den Erfolgen im Doppel trösten, aber zum Glück haben sie noch Ash Barty, über die sie sich freuen können. 

Bei Nick Kyrgios muß ich auch immer daran denken, was für ihn bei seinem Talent alles möglich wäre. Da liegt schon eine große Lücke zwischen seinen Möglichkeiten und dem tatsächlich erreichten.

Im ersten Viertelfinale setzt sich Stefanos Tsitsipas überraschend klar in 3 Sätzen und knapp weniger als 2 Stunden gegen Yannick Sinner durch. Er erspielte sich zwar nur 4 Breakbälle, konnte diese aber alle nutzen, während Sinner nicht eine Break Chance bekam. Nach den Mühen vorgestern gegen Fritz Taylor hätte ich nicht mit einem solch deutlichen Sieg des Griechen gerechnet. Vorausgesetzt Daniil Medwedev setzt sich jetzt gleich erwartungsgemäß gegen Auger-Aliassime durch, sieht man ein ziemlich erwartbares Halbfinale, mit Zverev und Rublev als die beiden hochkarätigsten Ausfällen, aber immerhin noch 4 mal Top Ten. 

Richtig geil gewesen, ich gönne es Nadal!

AO Final 2022 - ich bin ja sehr selten bei den Herren zu Gast, heute ergab es sich aber, das Finale Nadel gegen Medvedev anzusehen - hat sich gelohnt - auch wenn ich bei 5:5 im Fünften raus musste . Aber wer hat denn schon mit fast 5 1/2 Stunden gerechnet. Naja, der Stachi hat es am Ende des zweiten Satzes geahnt. Meinen Respekt haben beide, wenngleich ich mich mit den ganzen Nadal-Ritualen nicht wirklich anfreunden kann. Und wer weiß, was passiert wäre, wenn Herr Medvedev sich in den Sätzen drei und vier weniger mit den Zuschauern und dem Schiedsrichter, sondern mehr mit seinem Beitrag zum Match beschäftigt hätte. Aber es ist eigentlich unmöglich, über einen so langen Zeitraum, Tennis auf so hohem Niveau zu spielen. Schön war es, aber mein Fokus richtet sich ab demnächst wieder auf die Damen.

Neben Mikael Ymer in Montpellier hat auch sein Bruder Elias in Pune das Halbfinale erreicht, wann gab es das zuletzt, dass zwei schwedische Tennisspieler in einer Woche das Semifinale eines ATP Turniers erreichen. Da war das Überstehen der Gruppenphase des schwedischen Davis-Cup Teams doch keine Eintagsfliege, das schwedische Männer-Tennis lebt. Eine Stufe darunter hat der schwedische Tennisspieler mit dem sehr auffälligen Namen Dragos Nicolae Madaras, der vor einiger Zeit noch für Rumänien startete, innerhalb eines Monats 3 K 15 Turniere im türkischen Antalya gewonnen, dazu noch ein Turnier der gleichen Kategorie im Dezember. In seinem Alter von 24 Jahren zählt er zwar nicht mehr zu den Talenten, aber da ist trotzdem noch einiges möglich. Man sieht, auch die Auferstehung des schwedischen Männertennis ist vor allem getragen durch mehrere Migrationsgeschichten.

Das ist überhaupt der große Trend im Tennis in den letzten Jahren, Zverev, Raducanu, Wozniacki, Kerber, Andreescu, Muguruza, Shapovalov, Kenin, Auger-Aliassime, Tsitsipas, mit seiner russischen Mutter sind Beispiele wie wichtige Impulse für nationale Tennisverbände auch von außen kommen.