Russische Spieler:innen auf der Tour

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Russische Spieler:innen auf der Tour

Ich hatte das Thema - aus Anlass des "russischen Tages" in Stuttgart am Ostermontag - ja im Turnierthreat schon mal kritisch angesprochen - ohne dass ich eine abschließende Meinung zu dem Thema habe. 

Marta Kostyuk ist als Ukrainerin verständlicherweise noch viel direkter durch diese offene Fragestellung betroffen und ihr Statement
"Schweigen im Angesicht der Ungerechtigkeit ist Komplizentum mit dem Unterdrücker"  bringt meine Fragezeichen zu den Auftritten von Alexandrova and Samsonova am Montag und dann ja auch noch Kasatkina am Dienstag auf den Punkt. 

Kann man die russischen Spieler:innen zwingen eindeutig Stellung zu beziehen, wie Marta es fordert?
Einerseits ja, andererseits haben sie ihre Familien in Russland... 
Oder sollte man sie nicht schon allein wegen ihrer Landsmannschaft generell unter Boykott stellen? 

 

Ein tolles, herzzerreißendes Statement von Marta! Ob man alle russischen und belarussischen Spielerinnen in "Sippenhaft" nehmen muß - ich maße mir nicht an, das zu beantworten, aber auch um der Situation im Circuit insgesamt willen wäre es natürlich gut, wenn da mehr eindeutige Statements kämen (bei aller Angst um die Freunde und Verwandten zuhause).

 

Die Organisatoren von Wimbledon wollen auch drastische Maßnahmen in Betracht ziehen.

Krieg in der Ukraine: Wimbledon will offenbar russische Athleten ausschließen - DER SPIEGEL

Das ist wirklich eine schwierige Frage, einerseits wäre es eine Art Sippenhaft, andererseits kann ich auch die ukrainischen Spieler und Spielerinnen verstehen, die sehr große Probleme haben, gegen russische Spielerinnen antreten zu müssen und gleichzeitig mit ihren Gedanken bei ihren Angehörigen und Freunden in der Ukraine sind

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Weder einen Boykott oder ein Ausschluss russischer oder weißrussischer Spieler halte ich für angebracht. Warum sollen sich Sportler über ein Metier, das nicht das ihrige ist, äußern. Sie persönlich sind doch an der Sache nicht Schuld und haben es auch nicht zu verantworten. Und jetzt wird von ihnen verlangt, dass sie sich distanzieren sollen. Da haben wir es im Westen natürlich gut, indem wir von anderen verlangen, Position zu beziehen, aber selbst brauchen wir die Folgen nicht zu tragen. Wieso hat man nicht mehr das Recht zu schweigen? Gilt die Unschuldsvermutung grundsätzlich nicht mehr? Es gibt doch genug Leute, wie auch wir gerade, und Politiker, die zu allem ihren Senf dazugeben. Manchmal wäre es besser, sie würden es nicht tun. Doch ich kann es nicht verhindern - siehe Meinungsfreiheit. Nichts zu sagen, ist auch eine Meinungsfreiheit und damit Privatsache. Es ist vielleicht manchmal schwer, mit Meinungen leben zu müssen, die völlig unlogisch und sogar falsch sind - aber das ist nun mal Demokratie. Wenn wir das Recht zum Schweigen unterbinden, was unterscheidet uns dann von dem Unrechtsstaat Putins?

 

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Wenn man bedenkt, dass nach unserem offiziellen Rechtsverständnis hier in Deutschland nicht mal der Ehepartner für das verantwortlich ist und auch nicht wissen kann, was der andere so alles macht (siehe zB auch bei Frau Giffey in Berlin...) - dann kommt einem so eine mit Abstand weitestgehende Sippenhaft überhaupt schon recht seltsam vor, um es mal etwas vorsichtig zu formulieren?

Ich hoffe nur, dass die Befürworter so einer XXXL-Sippenhaft beim nächsten zB auch vielleicht mal wieder von den USA vom Zaun gebrochenen Krieg dies dann nicht schon wieder ziemlich vergessen haben... Yes 3

 

In Wimbledon und auch bei den Vorbereitungsturnieren auf der Insel wurde nun der Ausschluß von russischen und belarussischen Spielern beschlossen, damit trifft es einige sehr bekannte und aussichtsreiche Spieler, bei den Männern z.B. Medwedev oder Rublev bei den Frauen z.B. Azarenka und Sabalenka. Dazu trifft es auch die Sportler, die sich schon öffentlich gegen den Krieg ausgesprochen haben.

Einige deutsche Tennisspielerinen könnten dagegen davon indirekt profitieren, bei Weltranglistenpostionen um die 100 - 120 kann das Nichtantreten von ca 10 - 13 Spielerinnen aus den Top 100 schon bedeuten, dass man sich plötzlich im Hauptfeld von Wimbledon wiederfinden, was sich dann auch finanziell auswirkt.

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Eine falsche und fatale Entscheidung, die für Wimbledon getroffen wurde. Passend dazu ein Bericht aus der Süddeutschen, der zeigt, dass mit unterschiedlichem Maß gewertet wird.

www.sueddeutsche.de, 19.04.2022

Russische Funktionäre im IOC:

Putins Auslaufmodelle im Weltsport

Das IOC sperrt russische Athleten, aber nicht die russischen Funktionäre - weil diese laut Charta ja den Weltsport in Russland vertreten und nicht umgekehrt. Eine dreiste Argumentation.

Post aus dem Schweizer Sportministerium? Die hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) bisher im Fach Jubelbriefe und Grußbotschaften abgelegt. Aber jetzt ist es anders. Sportministerin Viola Amherd erläutert IOC-Chef Thomas Bach, es sei "unumgänglich", russische und belarussische Funktionäre aus den Führungsgremien der Sportverbände zu entfernen, angefangen natürlich im IOC selbst. Eingedenk der Vorgänge in der Ukraine, schreibt die Bundesrätin, reiche es "nicht mehr aus", nur die Athleten auszuschließen - auch die Apparatschiks müssen daran glauben. Im IOC betrifft das ein Quartett: Ex-Tennisspieler Schamil Tarpischtschew, 74, und Stabhochsprung-Weltrekordhalterin Jelena Issinbajewa, 39, sind aktive Mitglieder, Witali Smirnow, 87, und der Ex-Schwimmer Alexander Popow, 50, sind Ehrenmitglieder.

Auweia. Die Schweiz, steuergünstige Heimstätte für Dutzende Weltverbände und berüchtigt für ihren fürsorglichen Umgang mit den Sündenfällen in dieser korruptionsgesättigten Branche, sie gibt Bach eine harte Nuss zu knacken. Das zeigt schon sein untauglicher Versuch, dem Vorstoß auszuweichen. Denn das IOC schiebt die Olympische Charta vor, wie immer, wenn höchste Scheinheiligkeit geboten ist - nach dem Motto: Wir täten ja gern, wir können nur leider nicht!

Das IOC erzählt also, dass seine Mitglieder nur als Einzelpersonen gewählt und dann als Botschafter in den Sport ihrer jeweiligen Länder entsandt werden - und nicht etwa die Länder ihre Sportvertreter ins IOC schicken. Aha! Das hakt und klemmt aber an allen Ecken und Enden.

Erstens: Gerade weil das IOC ja seine (russischen) Mitglieder selbst wählt und entsendet, ist es völlig frei, diese zurückzuziehen - wer könnte die frommen Olympier daran hindern? Putin hat laut Charta ja gar nichts zu melden. Zweitens: Wenn die vier nur als Personen amtieren und kein Land im IOC vertreten - warum werden sie offiziell stets mit Flagge und der Erwähnung "Russland" geführt? Drittens: Die Flucht in die Charta ist dreist angesichts der Tatsache, dass das IOC vor Wochen ja gerade erst den Weltverbänden empfahl, russische Athleten nicht mehr starten zu lassen. Das ging flott - und locker an der Charta vorbei. Denn diese verurteilt ausdrücklich jede Form der Diskriminierung, auch aufgrund "nationaler Herkunft". Das Diktum wurde ob der (Kriegs-)Umstände bereits außer Kraft gesetzt: für die Athleten. Für Funktionäre gilt das offenbar nicht.

 

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Kakao08 schrieb:

Wenn man bedenkt, dass nach unserem offiziellen Rechtsverständnis hier in Deutschland nicht mal der Ehepartner für das verantwortlich ist und auch nicht wissen kann, was der andere so alles macht (siehe zB auch bei Frau Giffey in Berlin...) - dann kommt einem so eine mit Abstand weitestgehende Sippenhaft überhaupt schon recht seltsam vor, um es mal etwas vorsichtig zu formulieren?

Ich hoffe nur, dass die Befürworter so einer XXXL-Sippenhaft beim nächsten zB auch vielleicht mal wieder von den USA vom Zaun gebrochenen Krieg dies dann nicht schon wieder ziemlich vergessen haben... Yes 3

Ähem, ich dachte wir wären gerade in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg und der späteren Aufarbeitung des Nazi-Unrechts einen kleinen Schritt weiter. Nea
Ist in Russland nur Putin persönlich Schuld an dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in der Ukraine oder ist es nicht eine ganze Gesellschaft, die nicht in der Lage ist, derartiges Unrecht zu verhindern?  
Gerade die gefeierten sportlichen Aushängeschilder eines Landes tragen willentlich oder auch nur benutzt dazu bei, ein Regime und seinen gesellschaftlichen Unterbau zu stabilisieren und die Propaganda zu stützen. Da ist es m.E. mehr als richtig nach deren Position zu fragen.

Der ganze Boykott-Ansatz, den der Westen und die restlichen ca. 140 Länder die in der UN dafür gestimmt haben, einvernehmlich als politische Waffe gegen den russischen Angriffskrieg einsetzen, zielt darauf die gesamte russische Gesellschaft vom Oligarch bis hin zum kleinen Mann/der Frau auf der Straße zu treffen, um Änderungsdruck auf Putin aufzubauen. Warum sollten ausgerechnet Profisportler, die sich zufällig herausnehmen können, frei durch die Welt zu reisen, davor geschont werden?

"Sippenhaft" ist übrigens ein so kompromitierter Begriff, dass die undiffernzierte Verwendung in dem Kontext hier, wie es einige von euch salopp tun, ziemlich daneben ist. 

Und der Relativierung des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieges durch Querverweise auf möglicherwise kritische amerikanische Aktivitäten weise ich als völlig unpassend zurück. Das ist unterste Schublade...   
 

 

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BN27 schrieb:

Kakao08 schrieb:Wenn man bedenkt, dass nach unserem offiziellen Rechtsverständnis hier in Deutschland nicht mal der Ehepartner für das verantwortlich ist und auch nicht wissen kann, was der andere so alles macht (siehe zB auch bei Frau Giffey in Berlin...) - dann kommt einem so eine mit Abstand weitestgehende Sippenhaft überhaupt schon recht seltsam vor, um es mal etwas vorsichtig zu formulieren?Ich hoffe nur, dass die Befürworter so einer XXXL-Sippenhaft beim nächsten zB auch vielleicht mal wieder von den USA vom Zaun gebrochenen Krieg dies dann nicht schon wieder ziemlich vergessen haben... Ähem, ich dachte wir wären gerade in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg und der späteren Aufarbeitung des Nazi-Unrechts einen kleinen Schritt weiter. Ist in Russland nur Putin persönlich Schuld an dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in der Ukraine oder ist es nicht eine ganze Gesellschaft, die nicht in der Lage ist, derartiges Unrecht zu verhindern?  Gerade die gefeierten sportlichen Aushängeschilder eines Landes tragen willentlich oder auch nur benutzt dazu bei, ein Regime und seinen gesellschaftlichen Unterbau zu stabilisieren und die Propaganda zu stützen. Da ist es m.E. mehr als richtig nach deren Position zu fragen.Der ganze Boykott-Ansatz, den der Westen und die restlichen ca. 140 Länder die in der UN dafür gestimmt haben, einvernehmlich als politische Waffe gegen den russischen Angriffskrieg einsetzen, zielt darauf die gesamte russische Gesellschaft vom Oligarch bis hin zum kleinen Mann/der Frau auf der Straße zu treffen, um Änderungsdruck auf Putin aufzubauen. Warum sollten ausgerechnet Profisportler, die sich zufällig herausnehmen können, frei durch die Welt zu reisen, davor geschont werden?"Sippenhaft" ist übrigens ein so kompromitierter Begriff, dass die undiffernzierte Verwendung in dem Kontext hier, wie es einige von euch salopp tun, ziemlich daneben ist. Und der Relativierung des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieges durch Querverweise auf möglicherwise kritische amerikanische Aktivitäten weise ich als völlig unpassend zurück. Das ist unterste Schublade...   

Ich denke, du moralisierst hier zu sehr. In erster Instanz ist Putin und nur Putin für den Krieg verantwortlich. Wenn er diesen Krieg nicht gewollt hätte würden wir heute noch Sonnenblumenöl für 1,99 € kaufen und hier nicht über den Ausschluss von Russen und Weißrussen bei Wimbledon diskutieren. Warum das Regime grundsätzlich und vor allem heute noch ziemlich stabil zu sein scheint ist ein anderes Thema bei dem du natürlich Recht hast. Allerdings finde ich es auch immer ein wenig problematisch diese Forderungen mit einer derartigen Selbstverständlichkeit wie du zu formulieren.  Vermutlich hast du so wie ich noch nie auf einer Demonstration einen Knüppel abbekommen weil du eine weißes Schild hochgehalten hast. Oder wurde deine Familie bedroht weil du eine "unpassende" Meinung vertreten hast? Ich war um ehrlich zu sein auch erstaunt, dass die Tennisspieler solange nahezu ohne Einschränkungen ihrer Arbeit nachgehen konnten. Und auch die Frage nach Sinn, Effekt  und Fairness von Sanktionen ist legitim. Haben Sanktionen schonmal einen nachhaltigen Wandel oder das Ende eines Konflikts herbeigeführt? Nord-Korea, Iran, Saudi Arabien...? Na, klar. Man möchte etwas tun ohne direkt Kriegsbeteiligter zu werden und einen 3.  Weltkrieg auszulösen. Aber wen treffen die Sanktionen und wie hart. Wenn man einem Kind nach Fehlverhalten das Spielzeug wegnimmt fühlt es sich ungerecht behandelt und macht vielleicht erst recht nicht was es soll. Und genau bei deiner Forderung passt mMn der Begriff Sippenhaft wie die Faust aufs Auge. Angenommen eine Vika würde auf allen Kanälen veröffentlichen, dass sie gegen Putin, Lukaschenko und natürlich auch gegen den Krieg ist. Sie dürfte trotzdem nicht antreten. Der russische Aktivist der sich seit Jahren gegen Putin einsetzt wird genauso Sanktioniert wie der Oligarch der Putin unterstützt. Fandest du es in Ordnung wie man nach Pearl Harbour mit den Japanern in den Usa umgegangen ist?

Und ebenso der Hinweis auf Ungleichbehandlung unterschiedlicher Länder mag hier nicht zielführend und für dich relativierend sein, ist aber vollkommen legitim. 

Versteh mich nicht fasch. Ich glaube bei den meisten Themen im Bezug zum Krieg sind wir denke ich der gleichen Meinung. Aber andere Meinung ect. direkt so zu versuchen moralisch abzubügeln ist in meinen Augen der falsche Ansatz und weist in die falsche Richtung.

 

tom
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Die Russen und Weissrussen stecken in einem Dilemma oder in einer Zwickmühle: jedes Wort kann gegen sie verwendet werden : Wir brauchen uns da aber nicht weit aus dem Fenster zu lehnen, vor ein paar Jahren gings unsren Sportlern ähnlich, wie war das damals Yes 3

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Kramies gewinnen in Barcelona den Titel 

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Kramies gewinnen in Barcelona den Titel 

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Kiwishaker schrieb:

Kramies gewinnen in Barcelona den Titel 

Das sind allerdings Deutsche, keine Russen. Verstehe den Zusammenhang  mit dem Thema nicht.

Ob Sturm oder Schnee - Super-Angie olé