Troisdorf erlebt deutschen Tennis-Traum
Die Ladies NRW International in Troisdorf entwickeln sich von Tag zu Tag immer mehr zu einer einzigen deutschen Erfolgsgeschichte. Nachdem man nach dem gestrigen Spieltag fünf deutsche Achtelfinalistinnen vermelden konnte, lag diese Ausbeute verglichen mit der Zahl der insgesamt gestarteten deutschen Spielerinnen noch im Rahmen. Einen Tag später kann man sich getrost die Augen reiben. Am morgigen Viertelfinaltag findet kein Match ohne deutsche Beteiligung statt.
Wäre dies letzte Woche in Merzig so geschehen, hätten viele wohl gesagt, das W15-Niveau entspricht auch der momentanen Leistungsstärke der deutschen Nachwuchsspielerinnen. Tatsächlich aber reden wir von einem Turnier der Kategorie W50, bei dem das Feld deutlich hochklassiger daherkommt und bei dem die an Nummer eins gesetzte Spielerin nicht erst auf Platz 400 in der Weltrangliste zu finden ist.
Obwohl bereits in jedem Viertelfinale eine deutsche Spielerin zu finden ist, muss hier immer noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Noch ist sogar ein rein deutsches Viertelfinale möglich, sollte Anna-Lena Friedsam am Abend beim wegen Regens verschobenen letzten Match des Tages gegen die Georgierin Sofia Shapatava erfolgreich sein. In diesem Falle würde entweder sie oder Landsfrau Noma Noha Akugue die deutschen Farben in der Runde der letzten vier vertreten.
Noha Akugue hatte zuvor eine wahre Achterbahnfahrt erlebt und stand bereits kurz vor dem Aus. Gegen die Schweizerin Ylena In-Albon hatte sie im ersten Satz eine komfortable 5:1-Führung aus der Hand gegeben und den Satz noch im Tiebreak verloren. In Durchgang zwei sah sie sich zunächst beim Stande von 5:6 und wenig später im Tiebreak insgesamt vier Matchbällen der Schweizerin gegenüber, doch in jedem dieser vier Fälle gelang es Noha Akugue, dem Unheil des Ausscheidens zu entgehen.
Nachdem der Norddeutschen am Ende den Satzausgleich mit 10:8 realisieren konnte, schien sie ihrer Gegnerin etwas den Zahn gezogen zu haben. Nach einen 1:2-Rückstand verbuchte Noha Akugue fünf Spielgewinne in Folge, die ihr am Ende doch noch das verloren geglaubte Viertelfinalticket bescherten.
Ähnlich dramatisch verlief auch die Partie von Marie Vogt. Der 20-jährigen drohte im dritten Satz, trotz vermeintlich sicherer 5:3-Führung gegen die Australierin Tina Smith, das Match noch aus den Händen zu gleiten. Nachdem es ihr zunächst nicht gelang, die Partie mit eigenem Aufschlag zu beenden, erspielte sie sich im darauffolgenden Aufschlagsspiel ihrer Gegnerin zwei Matchbälle. Diese blieben jedoch ungenutzt und so war beim Spielstand von 6:4, 3:6 und 5:5 aus deutscher Sicht alles wieder offen. Nun allerdings schien das Glück auf der Seite der Urbacherin zu sein. In den beiden hart umkämpften letzten Spielen der Partie hatten beide Spielerinnen die Chance, diese jeweils für sich zu entscheiden und das Match zu ihren Gunsten zu beenden. Hier hatte Vogt am Ende nach über drei Stunden Spielzeit das Glück auf ihrer Seite und so zog auch sie ins Viertelfinale ein.
Relativ unspektakulär liest sich hingegen das Resultat bei der Partie zwischen Julia Avdeeva und Mara Guth. Die deutsche Qualifikantin konnte diese Begegnung überraschend glatt mit 6:3 und 6:4 für sich entscheiden. Was man aus dem Ergebnis jedoch nicht herauslesen kann: beim Stande von 6:3, 5:3 und 15:15 bei Aufschlag Avdeeva setzten heftige Regenfälle in Troisdorf ein, welche zum Abbruch der Partie führten. Erst nach einer Stunde konnte das Match wieder aufgenommen werden und Guth gab sich bei eigenem Aufschlag am Ende keine Blöße und buchte somit verdient ihr Viertelfinalticket.
Für die Sensation des Tages aber sorgte eine andere deutsche Spielerin. Die lediglich als Lucky Loser ins Hauptfeld nachgerückte Nordhornerin Josy Daems steht nach einem Sieg über die topgesetzte Spanierin Carlota Martinez Cirez in der Runde der letzten acht. Zwei Stunden und 48 Minuten sorgten beide Spielerinnen für Hochspannung bis zum Schluss. Nach einem gewonnenen ersten Satz mit 6:3 vergab Daems im zweiten Durchgang eine 4:1-Führung und musste diesem am Ende noch mit 5:7 abgeben. Selbiges Schicksal drohte der 18-jährigen auch in Durchgang Nummer drei. Wieder führte sie mit 4:1, wieder kam die Spanierin zurück, nachdem sie zwischenzeitlich zwei Matchbälle der Deutschen zunichte gemacht hatte. Ein Doppelfehler beim Stande von 4:5 und 30:30 aus Sicht von Martinez Cirez leitete letztlich die größte Überraschung am heutigen Spieltag ein, der aus deutscher Sicht so erfolgreich verlief, wie es ihn schon lange nicht mehr gegeben hat.
Und so sieht aktuell das Viertelfinale in Troisdorf aus:
Josy Daems (LL) - Elizabeth Mandlik (5)
Noma Noha Akugue (3) - Shapatava/Friedsam (7)
Mara Guth (Q) - Oana Georgeta Simion (Q)
Marie Vogt (WC) - Alexis Blokhina (Q)
Selbst in der Doppelkonkurrenz wird deutsch gesprochen. Mit Rasheeda McAdoo und Angella Okutoyi ist nur eine Doppelpaarung im Halbfinale, an der keine deutsche Spielerin beteiligt ist. Beide treffen am Freitag auf Noma Noha Akugue und Anna Petkovic. Das zweite Halbfinale bestreiten Lola Giza/Isabella Shinikova und Josy Daems/Anastasiia Firman.
Turnier: Troisdorf 2025