Berliner Rasenturnier vor dem Aus ?

17.06.2024 - 07:23
Angelique Kerber

Die ecotrans Ladies Open könnten in diesem Jahr in ihre letzte Ausgabe gehen. Wie die B.Z. berichtet, hat der Berliner Senat den von Turnierchef Edwin Weindorfer jährlich geforderten Zuschuss von 900 000 Euro abgelehnt. Damit klafft eine 20% große Lücke im Etat, die das Turnier nun anderweitig ausfüllen muss. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Lizenz in eine andere Stadt wandert und es ab 2025 kein Weltklassetennis mehr in Deutschlands Hauptstadt geben wird.

Jahrelang hatten die Verantwortlichen darum gerungen, um ein Rasenturnier im ehrwürdigen Steffi-Graf-Stadion realisieren zu können. Nachdem es endlich 2020 hätte losgehen sollen, machte die Corona-Pandemie den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. Die geplante erste Ausgabe musste komplett gestrichen werden, im Jahr darauf fand das Turnier zwar statt, jedoch nur mit reduzierter Zuschauerzahl. Erst seit zwei Jahren läuft Berlins neues Aushängeschild wie gewünscht ab.

Damit soll weitere zwei Jahre später schon wieder Schluss sein. So traurig es für die deutschen Fans klingen mag: aus wirtschaftlicher Sicht bleibt Weindorfer & Co. keine andere Möglichkeit, als ihre Zelte an der Hundekehle abzubrechen und an einem anderen Ort aufzuschlagen, sollten sich nicht noch Sponsoren finden lassen, die für die Stadt Berlin in die Bresche springen und das Finanzloch stopfen.

Welchen Stellenwert das Turnier für die Berliner Politik hat, zeigt sich auch daran, dass der Regierende Bürgermeister Kai Wegner laut B.Z.-Informationen der Veranstaltung in dieser Woche fernbleiben will. Ein weiterer Schlag für der Turnierveranstalter, der sich mit Sicherheit mehr Unterstützung aus der Politik gewünscht hatte, als er vor etlichen Jahren mit den Planungen für ein Tennisturnier in Berlin begann.

Turniere, die nach wenigen Jahren wieder in der Versenkung verschwinden, haben in Deutschland mittlerweile eine traurige Tradition. Der NÜRNBERGER Versicherungscup beendete sein Dasein mit der letzten Ausgabe 2019 nach siebenjähriger Existenz, nachdem die NÜRNBERGER Versicherungsgruppe überraschend ihr Engagement beendete. Die Liqui Moly Open in Karlsruhe erlebten lediglich ihre ursprünglich drei vereinbarten Ausgaben in den Jahren 2019, 2021 und 2022, nachdem auch diese ein Jahr Zwangspause aufgrund der Corona-Pandemie einlegen mussten. Seitdem läuft auf der Anlage des TC Rüppurr ein ATP Challenger-Turnier.

Die kürzeste Lebensdauer aller deutschen WTA-Turniere erlebten die Cologne Open, die ursprünglich ab 2020 am freigewordenen Termin des Nürnberger Turniers hätten stattfinden sollen. Nachdem es jedoch im ersten Jahr noch vor Ausbruch der Corona-Pandemie vom Kalender verschwand und die Corona-Lage eine Austragung im Jahr darauf verhinderte, wurde die Idee eines Tennisturniers in der Domstadt 2022 endgültig verworfen und die Lizenz, die man sich 2019 aus Nürnberg organisierte, wieder verkauft. Als Grund wurden "plötzlich auftretende gesundheitliche Probleme eines Gesellschafters" angegeben.

Mit den beiden neu installierten Rasenturnieren in Berlin und Bad Homburg hatte man gehofft, den Turnierstandort Deutschland endlich wieder fest im Turnierkalender zu verankern, nachdem es bis 2013 jahrelang mit dem Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart nur ein einziges Turnier auf deutschem Boden gegeben hatte. Diese Hoffnung droht sich nun zu zerschlagen.