Es ist nicht alles (Sat.1) Gold, was glänzt

09.02.14

Das deutsche Fed Cup-Team hat an Wochenende beim 3:1-Erfolg über die Slowakei durch ihre drei Einzelerfolge vollends überzeugt und einen mehr als verdienten Sieg gegen den zuvor als leichten Favoriten eingestuften Gegner eingefahren. "Wie, 3:1 ?" werden Sie sich denken. Nach dem 3:0 kam doch nichts mehr im TV. Richtig ! Nur weil das abschließende Doppel lediglich statistischen Wert hatte, verzichtete Sat.1 Gold großzügig auf eine TV-Übertragung.

Gut, wenn man an das WG II-Duell gegen Frankreich im Vorjahr zurückdenkt, das es ausschließlich im Internet zu sehen gab, ist eine TV-Übertragung natürlich ein Fortschritt. Doch der Verzicht auf das Doppel ist symptomatisch für den Stellenwert des Tennissports bei der ProSiebenSat.1-Gruppe.

Und bei aller Freude über den sportlichen Erfolg dieses Wochenendes war unverkennbar, dass einiges, was die TV-Präsenz des deutschen Damentennis anbetrifft, nach wie vor im argen liegt. Alleine schon die Senderwahl lässt einen den Kopf schütteln. Sat.1 Gold, im Volksmund bekannt als Wiederholungssender von Richterin Barbara Salesch und Zwei bei Kallwass, ist alles, nur nicht das perfekte Umfeld für eine Live-Sportberichterstattung.

So wundert es auch nicht, dass Moderator Mathias Killing die Abmoderation nach dem entscheidenden Kerber-Sieg nicht schnell genug gehen konnte. Auf den Zuschauer wirkte díes so, als könne es Sat.1 Gold gar nicht erwarten, bis die ungeliebte Tennisübertragung endlich beendet sei. Wer sich auf diesem Sender neben Davis Cup und Fed Cup zusätzlich noch WTA-Tennis erhofft, weiß spätestens seit heute, dass dies niemals mehr der Fall sein wird. Wer nicht einmal für die WTA Championships mit deutscher Beteiligung den entsprechenden Sendeplatz freischafft, der wird es auch anderweitig nicht tun.

Auch Kommentator Matthias Stach, der ansonsten für Eurosport bei den Grand Slam-Turnieren die Matches begleitet, ist bei Fans umstritten. Die einen sehen in ihm einen wahren Tennis-Experten mit Insiderwissen, andere wiederum halten ihn für einen Wichtigtuer, der auch gerne mal ein Match zerredet. So betonte er heute beispielsweise mehrmals, wie müde Dominika Cibulkova doch sei und dass man ihr dies deutlich anmerke. Diese Ansicht hatte er jedoch ziemlich exklusiv. Cibulkova spielte bis zum letzten Ball ein starkes Match, nur Angelique Kerber war eben unter dem Strich einen Tick besser.

Ja, die deutschen Tennisfans sollen doch froh sein, dass sie überhaupt noch Tennis im deutschen Free-TV erleben können. Um ehrlich zu sein kann man außer der Tatsache, dass der Fed Cup neben dem Web auch wieder im TV übertragen wird, keinen großen Unterschied feststellen. Denn wer das Doppel, sei es nun entscheidend gewesen oder nicht, ohnehin im Livestream sehen muss, für den hat sich ab diesem Moment nichts im Vergleich zu Zeiten des Fed Cup-Matches gegen Frankreich verändert.

Über den Kommentator lässt sich streiten, doch ein Wechsel von Sat.1 Gold zu Sat.1 mit einer kompletten Übertragung bis zum letzten Ballwechsel wäre in jedem Falle wünschenswert. Schließlich warb die ProSiebenSat.1-Gruppe bei der Präsentation ihres Kooperationsvertrages mit dem DTB damit, dass es eben Sat.1 war, das 1988 den ersten Davis Cup-Erfolg Deutschlands übertragen hatte.

Und es wäre doch schön gewesen, hätte man heute zum Abschluss des Fed Cup-Wochenendes in aller Ruhe und Entspanntheit das - wenn auch nicht mehr entscheidende - Doppel im TV mitverfolgen können. sky überträgt schließlich auch noch die Spiele von Bayern München, wenn sie bereits als Deutscher Meister feststehen. Und auf die eineinhalb bis zwei Stunden darf es als selbsternannte "neue Heimat des Tennis" beim besten Willen nicht ankommen.

Aber gut: wer so deutlich wie die ProSiebenSat.1-Gruppe seit Monaten unter Beweis stellt, dass das eigene Interesse am Damentennis faktisch bei Null liegt, von dem sollte man auch nichts erwarten. Warum der DTB hier tatenlos zusieht und nicht eingreift, was man eigentlich spätestens bei den WTA Championships erwartet hatte, bleibt sein Geheimnis. Wahrscheinlich ist er insgeheim froh, dass er überhaupt einen "Dummen" gefunden hat, der sich dazu verpflichtet, zumindest die Mannschaftswettbewerbe bis zur Entscheidung live auszustrahlen.

Doch wenn dem so ist, muss man sich fragen, ob beim DTB nicht die falschen Leute das Sagen haben. Denn wer seine eigene Ware - Live-Tennis - auf diese Weise guten Gewissens verramscht, sollte sich schleunigst einen anderen Job suchen. Wie es sich so manche von Matthias Stach auch wünschen.