Niemeier vor ihrem größten Spiel des Jahres

28.02.2024 - 16:02
Jule Niemeier

Das WTA-Turnier in San Diego scheint für die deutschen Damen ein gutes Pflaster zu sein. Mit Tatjana Maria und Jule Niemeier haben beide deutsche Teilnehmerinnen das Achtelfinale erreicht. Während Maria in ihrer Auftaktpartie von der Schulterverletzung ihrer Gegnerin Leylah Fernandez profitierte, war der Sieg von Niemeier in der ersten Runde gegen die Französin Varvara Gracheva bereits der dritte Erfolg in San Diego nachdem sie bereits zuvor in Kalifornien zwei Qualifikationsrunden erfolgreich bestritten hatte.

Für beide Deutschen geht es bereits am Mittwoch um den Einzug ins Viertelfinale. Während Tatjana Maria am Abend deutscher Zeit auf die Australierin Daria Saville trifft, wartet auf Jule Niemeier später eine ganz besondere Aufgabe. Sie darf sich im Achtelfinale mit der topgesetzten US-Amerikanerin Jessica Pegula messen.

Auf den ersten Blick scheint der Ausgang dieser Partie nur Formsache zu sein. Auf der einen Seite des Netzes steht die Nummer fünf der Welt, ihr gegenüber die Nummer 126 aus Deutschland. Doch so eindeutig wie es den nackten Zahlen nach scheint, ist es bei weitem nicht.

Wer erinnert sich nicht an den 5. September 2022, als Niemeier im Achtelfinale der US Open der Weltranglistenersten Iga Swiatek gegenüber stand ? Trotz ihrer klaren Außenseiterrolle holte sich die Deutsche mit einer überraschenden Leichtigkeit, die leider ab Mitte des zweiten Satz abhanden gekommen war, den ersten Satz mit 6:2. Erst als sich die Fehlerquote auf Seiten der Dortmunderin erhöhte, begann das Match seinen von Anfang an erwarteten Lauf zu nehmen.

Trotz der letztlichen 6:2, 4:6 und 0:6-Niederlage hatte Niemeier an diesem Tag bewiesen, dass sie auch mit den ganz großen in der Szene mithalten kann. Nicht umsonst stand die 24-jährige bereits auf Platz 61 der Weltrangliste, ehe sie in ein Leistungsloch fiel, aus dem sie nun seit einigen Wochen langsam wieder herauskommt.

Doch nicht nur das Aufblitzen von Niemeiers Können in der Vergangenheit macht Hoffnung auf einen deutschen Erfolg, auch die momentane Verfassung ihrer US-amerikanischen Gegnerin wirft Fragezeichen auf. Zwar erreichte Pegula am Saisonende bei den WTA Finals das Endspiel ohne Satzverlust, im Finale jedoch wurde sie von ihrer Gegnerin Iga Swiatek regelrecht vorgeführt. Das 1:6 und 0:6 dürfte eine der bittersten, wenn nicht gar die bitterste Niederlage in ihrer Karriere gewesen sein.

Und noch in diesem Jahr hatte man manchmal das Gefühl, als hätte diese Niederlage bei der 30-jährigen Spuren hinterlassen. Die großen Erfolge sind 2024 bislang ausgeblieben. Beim United Cup schied sie mit den USA bereits in der Vorrunde aus, nachdem sie zwar gegen Ajla Tomljanovic einen Punkt holen konnte, gegen Katie Boulter jedoch, wenn auch nur knapp, das Nachsehen hatte. Beim darauffolgenden Turnier in Adelaide gelangen ihr zwei Siege gegen eine Lucky Loserin (Pera) und eine Qualifikantin (Pavlyuchenkova), ehe sie nicht zu ihrem Halbfinale gegen Daria Kasatkina angetreten ist.

Ihr letztes Turnier bislang bestritt die 30-jährige bei den Australian Open. Hier unterlag sie nach ihrem Auftaktsieg gegen die kanadische Qualifikantin Rebecca Marino in der zweiten Runde sensationell der Französin Clara Burel. Seither hat die US-Amerikanerin kein Match mehr bestritten.

Die haushohe Favoritin heute abend heißt ohne Frage Jessica Pegula. Wenn die Weltranglistenfünfte auch nur annähernd das spielt, was sie ins Finale der WTA Finals gebracht hat, dürfte Niemeier gegen sie keine Chance haben. Wenn die Favoritin aber schwächelt, dann muss die Dortmunderin zur Stelle sein und die Chancen, die sich ihr bieten, nutzen. Ein Sieg würde für sie nicht nur den Einzug ins Viertelfinale von San Diego bedeuten, sie käme auch dem Ziel näher, möglicherweise doch noch direkt ins Hauptfeld von Roland Garros einziehen zu können.