Es kann nur eine geben - sorry, Angie !

06.06.2024 - 21:47
Angelique Kerber

Die Olympischen Spiele werfen ihren Schatten voraus und noch immer stellt sich die Frage, wer Deutschland im Tennis bei den Damen in welchem Wettbewerb vertritt. Bislang ist momentan nur klar, dass Angelique Kerber durch ihr PR 31 einen Startplatz in Paris im Einzel sicher hat. Auch Tatjana Maria kann wohl für das Olympische Tennisturnier planen, schließlich sind insgesamt 64 Spielerinnen startberechtigt und es sieht momentan danach aus, als sollte sich die Bad Saulgauerin beim Cutoff nach Roland Garros auch in den Top 64 befinden.

Einen Startplatz im Doppel sicher hat hingegen Laura Siegemund als eine der weltbesten Doppelspielerinnen. Dass sie Teil eines der beiden möglichen deutschen Doppelpaarungen sein wird, steht bereits fest. Interessanter hierbei ist eher die Frage, mit wem Siegemund in der Doppelkonkurrenz an den Start geht. Und natürlich: wer geht für Deutschland im Mixed-Wettbewerb an den Start ? Da hier nur eine Paarung pro Nation erlaubt ist, kann nur entweder Laura Siegemund, Tatjana Maria oder Angelique Kerber dort antreten. Selbiges gilt auch im Herrenbereich, in dem sich Alexander Zverev und Tim Pütz Hoffnungen auf einen Start machen dürfen, aber letztlich nur einer von beiden teilnehmen kann.

Ursprünglich hatte sich der Hamburger vor Saisonbeginn bereits früh festgelegt. Sein Ziel sei es, so hieß es schon im letzten Jahr, an der Seite von Angelique Kerber eine olympische Medaille zu gewinnen. Was im Umkehrschluss bedeuten würde: Paris-Mixed-Champion 2024 Laura Siegemund bliebe hier dann außen vor, ebenso wie Paris-Mixed-Champion 2023 Tim Pütz.

Nun sind natürlich die Verdienste der ehemaligen Nummer eins der Welt unbestritten. Drei Grand Slam-Titel im Einzel kann aus deutscher Sicht außer Steffi Graf keine andere deutsche Spielerin vorweisen, geschweige denn beinahe ein komplettes Jahrzehnt ununterbrochen in der Weltspitze zu verbringen. Nur gehört zur Wahrheit auch, dass dieses Jahrzehnt längst abgelaufen ist. Bereits vor ihrer Schwangerschaft hatte die Kielerin die Top 30 in der Weltrangliste verlassen. Zudem ist es kein Geheimnis, dass Doppel und Mixed noch nie das Steckenpferd der mittlerweile 36-jährigen waren. Schon alleine deshalb fühlt es sich befremdlich an, dass ausgerechnet sie den einzig verfügbaren Platz für eine Spielerin im Mixed einnehmen soll.

Zu dem Zeitpunkt, als sich Zverev auf einen gemeinsamen Mixed-Start mit Kerber festlegte, gab es noch keine Doppel-Weltmeisterin und dreifache Grand Slam-Titelträgerin Siegemund und auch die dürfte selbst überrascht gewesen sein, wie gut sie beim United Cup zu Jahresbeginn an Zverevs Seite harmonierte. Auch aufgrund dieser Erfahrungen, die am Ende zum Titel führten, sollte der Hamburger seine ursprüngliche Haltung überdenken und für die Olympischen Spiele ein Team mit Siegemund bilden. Immerhin droht ihm sonst, beim olympischen Mixedwettbewerb außen vor zu bleiben, sollte Siegemund darauf pochen, im Mixed an den Start gehen zu wollen und seit dem heutigen Tag sind ihre Argumente hierfür nicht die allerschlechtesten.

Dass man Angelique Kerber damit eventuell eine Medaillenchance nimmt, mag zwar sein, man könnte ihr jedoch dafür an anderer Stelle eine einräumen. Denn sicher ist zwar, dass Siegemund im Doppelwettbewerb an den Start gehen wird, an wessen Seite sie dies tun wird, ist allerdings noch offen.

Auch die Stuttgarterin hätte die Wahl, ob sie gemeinsam mit Kerber oder mit Maria antreten möchte. Im Zweifel würde sie sich wohl eher für die Zweifachmama entscheiden. Hier ergäbe sich Kerbers große Chance, an der Seite einer der weltbesten Doppelspielerinnen auf eine Medaille in Paris zu schielen. Denn auch wenn die Kielerin wenig Erfahrung im Doppelwettbewerb mitbringt, Siegemund hat vor wenigen Monaten beim Turnier in Dubai an der Seite von Aliaksandra Sasnovich mit dem dortigen Halbfinaleinzug bewiesen, dass jede Spielerin an ihrer Seite erfolgreich sein kann. Nicht umsonst hatte Sasnovich auf die Frage, wie es war, an der Seite einer solch erfahrenen Spielerin Doppel zu spielen, geantwortet: "Amazing. She's the best player".

Und genau diesen Umstand, dass an der Seite von Siegemund noch ein Platz im Doppelwettbewerb frei ist, sollte sich Kerber zunutze machen. Dann hätte Deutschland realistische Chancen auf zwei Medaillen im Doppel und im Mixed - von den Herren ganz zu schweigen.