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Petkovic gegen Halep: Wiedersehen der Rückkehrerin mit der Senkrechtstarterin

Halep PetkovicVor nicht einmal einem Jahr standen sich die beiden morgigen Roland-Garros-Halbfinalistinnen im Finale der ersten Ausgabe des NÜRNBERGER Versicherungscup gegenüber. Die Ausgangslage vor dem damaligen Match könnte im Vergleich zur jetzigen nicht viel unterschiedlicher sein. Denn während morgen die Nummer 4 der Welt auf die Top 20-Rückkehrerin trifft, stellte sich die Lage vor zwölf Monaten komplett anders dar.

Als mit Petkovic und Halep die beiden Finalistinnen von Nürnberg feststanden, bedeutete dies, dass die mit einer Wildcard ins Turnier gegangene Deutsche dort auf die bis dato titellose Nummer 7 der Setzliste trifft. In der Weltrangliste war Petkovic durch ihren Triumph in Marseille in der Woche zuvor von Platz 136 auf Platz 103 geklettert, ihre Gegnerin rangierte trotz ihres Halbfinallaufes aus der Qualifikation in Rom nur auf Platz 58. Durch den 6:3 6:3-Erfolg über Petkovic sicherte sich Halep im vierten Anlauf endlich ihren ersten Titel auf der WTA-Tour und Petkovic konnte dank ihres Finaleinzugs den 140 Punkten aus Marseille 200 weitere hinzufügen.

Beide hatten zuvor nicht viel im Jahre 2013 zu Wege gebracht. Mit Ausnahme des Erreichen der dritten Runde in Miami hagelte es für die Rumänin ausschließlich Erst- und Zweitrundenniederlagen. In der Qualifikation von Dubai musste sie zudem ihr zweites Match gegen Daniela Hantuchova verletzungsbedingt absagen. Nichts deutete damals darauf hin, dass wir heute von einer der weltbesten Spielerinnen reden, wenn der Name Simona Halep fällt.

Auch Petkovics Ausbeute war im Vorjahr bis zu ihrem Wendepunkt in Marseille eher dürftig. Zunächst die bittere Verletzung beim Hopman Cup in Perth, nachdem sie bereits Teile der Saison 2012 verletzungsbedingt verpasst hatte, danach startete das Jahr für die Darmstädterin beim Turnier in Indian Wells, bei dem sie in der zweiten Qualifikationsrunde jedoch an Monica Puig scheiterte.

Nach Erreichen der jeweils dritten Runde in Miami und Charleston, wo sie als Vorsichtsmaßnahme auf ihre Partie gegen Caroline Wozniacki verzichtete, fiel Petko erneut in ein unerwartetes Leistungsloch. Die Auftaktniederlage in Stuttgart gegen Ana Ivanovic dürfte hierzu weniger dazu beigetragen haben, die Auftaktniederlage in Madrid in Qualifikationsrunde 1 gegen Bethanie Mattek-Sands mit 3:6 und 5:7 hingegen wurde den eigenen Ansprüchen Petkovics wohl eher weniger gerecht. Jedoch spielte die US-Amerikanerin in dieser Zeit das Tennis ihres Lebens, nachdem sie kurz zuvor beim Porsche Tennis Grand Prix überraschenderweise im Halbfinale gestanden hatte.

Den absoluten Tiefpunkt in der Karriere der ehrgeizigen Hessin dürfte ohne Frage die Qualifikation in Roland Garros markiert haben, als Petkovic sensationell nach einem Auftaktsieg gegen Nadiya Kichenok an der völlig unbekannten Chinesin Yi-Miao Zhou mit 7:6(1) 6:7(2) und 4:6 scheiterte.

Dass in diesem Moment Zweifel an der eigenen Berufswahl bei einer ehemaligen Nummer 9 der Welt aufkommen, ist ohne Frage nachvollziehbar. Doch Petkovic ging einen ziemlich unkonventionellen Weg, indem sie nur dank einer Wildcard in der Folgewoche beim 100K-Turnier in Marseille an den Start ging und dort nach Siegen über Anna-Lena Friedsam, Mathilde Johansson, Paula Ormaechea, Monica Puig und der topgesetzten Anabel Medina Garrigues ein eindrucksvolles Comeback feierte und mit viel Selbstvertrauen im Gepäck nach Nürnberg reiste.

Und heute ? Der Sieg in Nürnberg war für Simona Halep der Startschuss zu einem unglaublichen Siegeszug. Kaum aus Nürnberg abgereist, ging Halep auf Rasen in s'Hertogenbosch an den Start. Dort verlor die Rumänin zwar gleich den ersten Satz gegen Annika Beck, danach aber überrollte sie eine Gegnerin nach der anderen und ließ auch Kirsten Flipkens im Finale keine Chance. Im selben Jahr folgten mit Budapest, New Haven, Moskau und dem Tournament of Champions in Sofia vier weitere Triumphe auf sämtlichen Belägen sowohl draußen als auch in der Halle.

Auch in diesem Jahr konnte Halep an ihre Leistung aus dem Vorjahr anknüpfen. In Melbourne erreichte sie erstmals das Viertelfinale eines Grand Slam-Turnieres, in Doha gelang ihr der Triumph bei einem Premier 5-Event im Finale gegen Angelique Kerber und in Madrid debütierte sie im Finale eines Turnieres der Kategorie "Premier Mandatory", war dort jedoch Maria Sharapova in drei Sätzen unterlegen.

Zwar nicht ganz so erfolgreich, aber dennoch akzeptabel verlief die zweite Saisonhälfte 2013 für Andrea Petkovic. Dem Finale in Nürnberg ließ sie in Washington DC ein weiteres folgen, unterlag dort jedoch der Slowakin Magdalena Rybarikova. In Cincinnati gelang ihr der Sprung ins Hauptfeld über die Qualifikation und scheiterte dort in Runde 2 letztlich an Roberta Vinci. Einen weiteren Achtungserfolg verzeichnete sie beim Turnier in Peking, wo sie das Achtelfinale erreichen konnte. Das Jahr schloss Petkovic letztlich auf einem erfreulichen 43. Platz ab und somit 83 Plätze höher als noch am Saisonende 2012.

Auch Petkos bisherige Saison kann sich unterm Strich sehen lassen. Ohne Frage sticht hier der überraschende Titelgewinn der damals auf Platz 40 stehenden Deutschen in Charleston hervor. Zuvor war sie noch in Dubai und Indian Wells jeweils früh an der Italienerin Camila Giorgi gescheitert und in Runde 2 von Miami verlor sie ebenso wie im Viertelfinale beim Hallenturnier in Paris gegen die Französin Alizé Cornet. Auch bei den Australian Open wollte ihr 2014 kein Sieg gelingen.

Als Nummer 14 der Setzliste startete Petko die Mission Titelgewinn in Charleston gegen die Qualifikantin Lesia Tsurenko und legte mit 6:7(2) zunächst einen Fehlstart hin. Nachdem sie dieses Match noch drehen konnte, kam der Petkorazzi-Express immer besser ins Rollen. Lourdes Dominguez Lino ließ sie in Runde 2 gar kein Spiel und auch Landsfrau Sabine Lisicki hatte bei ihrer 1:6 0:6-Niederlage nichts zu bestellen. Durch weitere Siege über Lucie Safarova und Eugenie Bouchard erreichte Petkovic ihr erstes WTA-Finale seit Juli 2013.

Die Finalgegnerin in Charleston war mit Jana Cepelova zwar deutlich weniger namhaft, die Slowakin hatte jedoch im Turnierverlauf durch ihren 6:4 6:4-Erfolg über Serena Williams auf sich aufmerksam gemacht. Cepelova lieferte der Deutschen zu Beginn einen großen Kampf, musste sich am Ende doch relativ klar mit 5:7 und 2:6 beugen. Die Williams-Bezwingerin verpasste es im ersten Satz, ihren einzigen Satzball bei 5:4 zu nutzen. Ab diesem Moment war Petkovic die klar dominierende Spielerin und sicherte sich verdient die Siegestrophäe beim Family Cirlcle Cup. 

In Titeln steht es in diesem Jahr somit zwischen Simona Halep und Andrea Petkovic 1:1, den direkten Vergleich aus dem Vorjahr gewann die Rumänin hingegen mit 2:0, nachdem sich beide in Tokio noch einmal gegenüber gestanden hatten und auch dort Halep mit 7:6(4) und 6:3 die Oberhand behalten konnte.

Morgen, 355 Tage nach dem Tag, an dem die Darmstädterin sich endgültig auf der Tour zurückmelden konnte und an dem die Rumänin zu einem unfassbaren Triumphzug ansetzte, treffen sich die beiden Protagonistinnen von einst erneut ausgerechnet an dem Ort, an dem Petko sich vor Jahresfrist ernsthaft Gedanken über ein Karriereende gemacht hatte. Wer immer am morgigen Tag das Finalticket für Roland Garros löst, es ist der verdiente Lohn für ein Jahr lang harte Arbeit. Von daher hätten beide den Finaleinzug verdient.

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