Sensation durch Schunk und Seidel in Stuttgart

16.04.2024 - 21:13
Nastasja Schunk

Der Porsche Tennis Grand Prix 2024 hat gerade erst richtig begonnen, schon schreibt er seine erste große Geschichte in diesem Jahr. Die zweimaligen Titelträgerinnen in der Doppelkonkurrenz, Desirae Krawczyk und Demi Schuurs, mussten nach acht Siegen in Stuttgart in Folge in den beiden vergangenen Jahren gleich zum Auftakt die Segel streichen. Doch nicht nur das Aus der beiden an sich ist eine Schlagzeile wert, gerade die Tatsache, gegen wen beide ausgeschieden sind, macht die ganze Geschichte besonders verrückt.

Niemand hatte wohl beim Blick auf die Auslosung der Doppelkonkurrenz auch nur einen Gedanken daran verschwendet, als könnten die topgesetzten Titelverteidigerinnen in diesem Jahr gleich zum Auftakt wieder ihre Koffer packen. Mit dem deutschen Wildcardduo Ella Seidel und Nastasja Schunk wurden Krawczyk und Schuurs Gegnerinnen zugelost, die jetzt nicht wirklich für ihre Doppelqualitäten bekannt sind und die man auch nicht wirklich als eingespieltes Team hätte bezeichnen können.

So traute man am Dienstag beim ersten Match auf Court 1 seinen Augen nicht, als es auf einmal nicht die haushohen Favoritinnen waren, denen das erste Break in der Partie gelang. Ganz im Gegenteil: nach einem Doppelschlag sahen sich die beiden Titelkandidatinnen gleich zwei Breaks und einem 2:5-Rückstand gegenüber. Zwar konnten sie in der Folge zumindest eines davon wieder wettmachen, bei 5:4 jedoch nutzte das deutsche Duo seinen zweiten Satzball bei Aufschlag Schunk zum überraschenden Satzgewinn.

Wer nun dachte, diesen anfänglichen Erfolg könne man unter Anfängerglück verbuchen, sah sich schnell ein weiteres mal getäuscht. Auch im zweiten Durchgang war es die deutsche Paarung, die zuerst den Aufschlag ihrer Gegnerinnen abnehmen konnte. Von einer Vorentscheidung war dies dennoch weit entfernt. Krawczyk/Schuurs mussten in diesem Satz sogar ein weiteres Break hinnehmen, doch beide Male gelang ihnen postwendend der Ausgleich. Ärgerlich dann auch das Satzende: beim Stande von 4:5 aus deutscher Sicht und Einstand war es ein verlorener "deciding point", der Seidel und Schunk um den 5:5-Ausgleich brachte und stattdessen die Entscheidung in den Matchtiebreak vertagte.

Dieser nahm nun lange Zeit den zu erwartenden Verlauf. Nach einer schnellen 3:0-Führung für die beiden Favoritinnen begannen diese, ihren Vorsprung zu verwalten. Zwar stand es bei den ersten beiden Seitenwechseln 3:3 und 6:6, doch immer waren es Krawczyk und Schuurs, die bis dato immer in Führung lagen. Die beiden Deutschen mussten bis zu diesem Spielstand immer Rückständen hinterherlaufen. Dies gelang sowohl zum 3:3 als auch zum 6:6, doch die Frage war, ob es ihnen denn auch einmal gelingen würde, selbst in Führung zu gehen.

Und diese Frage musste man zunächst verneinen. Auch das 7:6 ging an das niederländisch-amerikanische Team und bei 7:7 vergab Schunk einen leichten Überkopfball am Netz. Die Sensation war einerseits so nah, doch andererseits so weit entfernt. Bei einer 8:7-Führung der beiden Topfavoritinnen und eigenem Aufschlag durfte doch eigentlich nichts mehr schiefgehen. Doch die beiden Deutschen hatten andere Pläne. Zunächst brachte ein Longline-Passierschlag von Seidel das 8:8, dann sorgte ein starker Return von Schunk für das 9:8, nachdem Schuurs den Ball am Netz nicht mehr kontrolliert ins Feld spielen konnte.

Dies bedeutete aus heiterem Himmel Matchball für das vom Papier her haushoch unterlegene Wildcardteam aus Deutschland. Nastasja Schunk servierte nun zum möglichen Matchgewinn und sorgte mit einer unerreichbaren Vorhand für das zuvor unmöglich gehaltene: Nastasja Schunk und Ella Seidel stehen im Viertelfinale von Stuttgart, Desirae Krawczyk und Demi Schuurs, zweifache Titelträgerinnen, sind raus.

Wie nah Sieg und Niederlage in diesem Sport beieinander hängen, hat man heute in diesem Match wieder gesehen und das ist es auch, was diesen Sport ausmacht. Da verbleibt für die holprige Rückkehr des Doppels Siegemund/Krejcikova, das es als einziges der vier gesetzten Teams überhaupt in die zweite Runde geschafft hat, nur noch eine Randnotiz.