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Ein gebrauchter Tag für Mona Barthel

Der 29. Januar 2014 wird in die Vita von Mona Barthel nicht gerade als einer der erfolgreicheren Tage eingehen. Mit ihrer heutigen Niederlage gegen Kirsten Flipkens in Paris hat sie ihren tiefen Fall aus den Top 50 besiegelt. Wenige Minuten zuvor wurde eine weitere Hiobsbotschaft für die 23jährige offiziell verkündet. Sie wird im Hinblick auf die Fed Cup-Partie gegen die Slowakei Ende nächster Woche keine Rolle spielen. Denn neben Angelique Kerber und Sabine Lisicki gehen die beiden verbliebenen Plätze an Andrea Petkovic und Julia Görges.

Während die Nominierung von Angelique Kerber, der seit längerer Zeit mit Abstand besten deutschen Spielerin, nie außer Frage stand und auch die Teilnahme von Sabine Lisicki nicht zuletzt wegen dem öffentlichen Interesse an der Berlinerin frühzeitig feststand, könnte die Nominierung von Petkovic und Görges den einen oder anderen überraschen. Schließlich hatte Teamchefin Barbara Rittner neben Barthel auch noch Anna-Lena Grönefeld als mögliche Alternative für einen Fed Cup-Einsatz in der Hinterhand.

Bei den Gründen, die laut Rittner den Ausschlag pro Petkovic und Görges gegeben haben, kann man sich fragen, ob die Auswahl wirklich nach dem von der Teamchefin ausgegebenen Leistungsprinzip zustande kam. So macht es Petkovic "immer Spaß, Fed Cup zu spielen", im übrigen hätte sie sich "in den letzten Monaten wieder herangearbeitet und sich dadurch den Platz verdient".

Die Nominierung von Görges ("sie ist für das Doppel gesetzt") rechtfertigt Rittner damit, dass die Schleswig-Holsteinerin in der Fed Cup-Begegnung 2013 gegen die französische B-Mannschaft, die auf Marion Bartoli und Alizé Cornet verzichten musste, zwei Punkte eingefahren hatte, obwohl sie gesundheitlich angeschlagen war. Zur Erinnerung: wir reden hier von Siegen über Kristina Mladenovic und Pauline Parmentier. Görges stand zu dieser Zeit unter den Top 30 und somit weit vor ihren beiden Kontrahentinnen.

Auch wenn sich eine Mona Barthel gerade erst heute wieder alles andere als für einen Platz unter den ersten vier in Deutschland angeboten hat, scheinen die Dinge, die für sie anstelle von Görges oder Petkovic sprechen, völlig außer Acht gelassen zu werden. So erreichte Barthel als einzige neben Angelique Kerber überhaupt die dritte Runde bei den Australian Open, während Petkovic in Runde 1 ziemlich klar an Magdalena Rybarikova scheiterte und Julia Görges in Runde 2 einer gewissen Lauren Davis unterlag.

Zudem war es Barthel, die beim 1:2-Zwischenstand gegen Serbien durch ihren Sieg über Bojana Jovanovski überhaupt erst den Weg für den Aufstieg in Weltgruppe 1 ebnete. Hätte Görges gegen Frankreich eines ihrer beiden Matches hingegen verloren, hätte immer noch Sabine Lisicki oder das abschließende Doppel den dritten Punkt einfahren können.

Selbst im Doppel wäre Barthel eine Alternative gewesen. Neben ihrem Premiertitel mit Sabine Lisicki in Stuttgart im vergangenen Jahr erreichte sie zudem vor wenigen Wochen das Doppel-Halbfinale von Auckland und stellte einmal mehr unter Beweis, dass sie auch dort brauchbar sein könnte.

Doch ein weiteres Mal erhielten andere den Vorzug. Dies gilt diesmal nicht für Anna-Lena Grönefeld. Wenn die Nominierung von Görges wirklich im Hinblick auf ein (entscheidendes) abschließendes Doppel erfolgte, hätte auch eine Benennung der Nordhornerin nicht minder Sinn ergeben.

Denn mit der slowakischen Mannschaft wartet ein harter Brocken auf das deutsche Team. Angeführt von Australian Open-Finalistin Dominika Cibulkova, die in allen Interviews in den vergangenen Wochen stets betont hatte, was für eine Ehre es sei, ihr 5-Millionen-Einwohnerland im Fed Cup vertreten zu dürfen, komplettieren Daniela Hantuchova, Petkovic-Bezwingerin Magdalena Rybarikova und Jana Cepelova das gegnerische Quartett, das nach den jüngsten Erfolgen selbstbewusst und mit breiter Brust in sein Heimspiel gehen dürfte.

Ob es Rittners Mädels gelingen wird, im Hexenkessel von Bratislava zu bestehen, kann man am 8. und 9. Februar sehen, wenn die Begegnung live von Sat.1 Gold ausgestrahlt wird. Wenigstens befindet man sich seit dem Lauf von Cibulkova bei den Australian Open nicht mehr unbedingt in der Favoritenrolle.

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