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Gewitter und Starkregen beenden Tag 3 abrupt

SiniakovaWar es das erschreckend schwache Niveau des Abendspiels beim NÜRNBERGER Versicherungscup zwischen Mona Barthel und Carina Witthöft, das den Wettergott dazu veranlasste, nach einem gefühlt ewig langen Satz die Zuschauer von dieser in weiten Teilen unansehnlichen Partie zu erlösen oder steckte etwas anderes hinter dem in wenigen Sekunden einsetzenden Starkregen und der zugehörigen Gewitterfront ?

Eines ist in jedem Falle sicher: mit der heutigen Leistung hat weder Barthel noch Witthöft in der zweiten Runde eine Chance gegen Titelverteidigerin Kiki Bertens. Beide zeigten im Verlauf der gespielten 60 Minuten Fehler über Fehler und wahrscheinlich lag es nun an der Anzahl an Doppelfehlern, die bei Witthöft mit neun dreimal so hoch war wie bei ihrer Gegnerin, dass letztlich Barthel den ersten Satz mit 7:5 für sich entschied, ehe das Wetter den Arbeitstag der beiden und von Schiedsrichterin Isabell Seefried beendete.

Aus deutscher Sicht hat der Abbruch immerhin einen Vorteil für die Zuschauer, die am Dienstag an den Valznerweiher strömen. Neben Andrea Petkovic sind nun noch zwei weitere Deutsche angesetzt. Das traurige jedoch: das war es dann aber auch schon. Denn mehr als die Siegerin des deutschen Duells und eventuell noch Petkovic werden die zweite Runde nicht sehen. Alles andere hat sich bereits verabschiedet.

Dabei bereiteten die Zuschauer an einem über weite Strecken sonnigen Pfingstmontag den Spielerinnen eine Traumkulisse, wie man sie noch selten in sechs Jahren Turniergeschichte erlebt hat. Und mit Anna Zaja und Julia Görges hatte man zwei von anfangs sechs Hoffnungsträgerinnen am Start, die den Weg in die zweite Runde bestreiten sollten.

Zunächst war es Görges, die auf dem Centre Court auf die aufschlagsstarke Tschechin Kristyna Pliskova traf. Die an zwei gesetzte Deutsche erwischte jedoch zu Beginn einen rabenschwarzen Tag und schien nach dem 2:6 im ersten Satz wie die sicherere Verliererin der Partie auszusehen. Spätestens nach einem frühen Break in Satz 2 für Pliskova sprach nichts mehr für die aktuelle deutsche Nummer 1. Bei 2:6 und 2:4 jedoch wendete sich das Blatt. Görges nun mit drei Spielen in Folge und Pliskova hatte ihre liebe Mühe, zumindest noch den Tie-Break zu erreichen. Nach einem dramatischen Verlauf und abgewehrtem Matchball rettete sich Görges mit 10:8 tatsächlich in einen dritten Satz.

In diesem stabilisierten beide Spielerinnen ihren Aufschlag, was zur logischen Folge hatte, dass am Ende ein weiterer Tie-Break die Entscheidung über Sieg oder Niederlage bringen musste. Hier konnte Görges nach einem 3:5-Rückstand noch einmal zum 5:5 gleichziehen, zwei leichte Fehler im Anschluss jedoch sorgten dafür, dass Pliskova die Oberhand behielt und die Chancen auf einen deutschen Turniersieg weiter gesunken sind.

Auch der Auftritt von Anna Zaja auf dem Show Court konnte die deutschen Hoffnungen nicht weiter beflügeln. Dabei sah anfangs alles nach einem Erfolg für die 26-jährige aus Stuttgart aus. Mit 6:2 gewann sie der ersten Satz nahezu ungefährdet und auch in Satz 2 war sie ihrer Gegnerin Katerina Siniakova (Bild, mit Coach) - auch eine Tschechin - zumindest ebenbürtig, so dass der Zwischenstand von 4:5 und Aufschlag Zaja nicht von ungefähr kam. Diese ließ erst mehrere Spielbälle zum 5:5 teilweise leichtfertig liegen, ehe bei einem der vielen Einstände Siniakova genau auf die Linie returnierte und Zaja den versprungenen Ball nicht mehr kontrollieren konnte. Ein Aus-Ruf, der im nächsten Moment ertönte, schien die Deutsche zu retten. Dabei war es im Nachhinein die entscheidende Szene des Matches.

Denn Schiedsrichterin Kelly Thomson, die den Ball danach gut gab, sah im Aus-Ruf einen sogenannten "late call", also einen Ruf, der erst nach dem Schlag erfolgte und gab somit den Punkt an Siniakova. Damit hatte sie auch, sofern man die deutsche Brille abzieht, leider recht. Als Zaja zum Schlag ansetzte, wurde sie nicht von einem Ruf behindert. Der Punkt an die Tschechin war somit folgerichtig.

Zaja aber sah dies komplett anders. Die Deutsche beschwerte sich lautstark bei der Schiedsrichterin und verlangte inständig nach der Superviserin. Kelly Thomson hatte keine andere Wahl und so erschien kurz darauf WTA-Referee Sabine Schulz, was Zaja natürlich nichts einbrachte. Und so kam, was kommen musste. Vorteil und Satzball Siniakova und ein Punkt später war der Satz weg. Zaja schickte einen Ball auf Reisen, kassierte dafür eine Verwarnung und Satz 3 war wenig überraschend kurz darauf mit 1:6 verloren.

Somit ist nach Tag 3 nur sicher, dass es eine deutsche Spielerin in die zweite Runde beim WTA-Turnier in Nürnberg schaffen wird und das nur aufgrund der Tatsache, dass es ein deutsches Duell in Runde 1 gibt. Bedenkt man,dass es sich hier um das "kleinste" WTA-Turnier auf deutschem Boden handelt, sollten bei manchen Verantwortlichen (Hallo, Frau Rittner) die Alarmglocken läuten. Von sechs deutschen Damen, die in der Qualifikation gestartet waren, gelang mit Anna Zaja ausgerechnet einer, die nicht zum hochgepriesenen Porsche Talentteam gehört, der Sprung ins Hauptfeld.

Dass im Hauptfeld ab dem Viertelfinale aus deutscher Sicht tote Hose sein könnte, liegt auch weder an der Abwesenheit von Tatjana Maria, die sich heute in Strasbourg eine 0:6 0:6-Klatsche gegen Anastasia Pavlyuchenkova abgeholt hat, noch an Antonia Lottner und Tamara Korpatsch, die in Paris ihr Glück versuchen. Die aktuelle Weltrangliste weist gerade einmal vier deutsche Spielerinnen in den Top 100 auf. Vor nicht mal drei Jahren hatten wir noch derer zehn. Die Tschechinnen, von denen zwei heute gegen deutsche Spielerinnen erfolgreich waren, haben derer sieben, zudem elf in den Top 200. Was immer auch in Tschechien anders als bei uns läuft, man möge sich daran orientieren, denn ein deutsches Turnier ohne deutsche Spitzenspielerinnen ist auf lange Sicht nicht aufrecht zu erhalten.

Veröffentlichungsdatum:
Turnier: Nürnberg 2018