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Nürnbergs Turnierliebling muss auch 2018 nachsitzen

Lesley KerkhoveAn Turniertag 4 des NÜRNBERGER Versicherungscups 2018 ist nun doch das eingetreten, was man gestern befürchtet hatte. Im Achtelfinale steht in diesem Jahr nur noch eine deutsche Spielerin. Mona Barthel hat ab Mittwoch die große Ehre, die deutschen Farben zu vertreten. Leider sind die Voraussetzungen für weitere Erfolge äußerst schlecht. Mit Kiki Bertens trifft Barthel auf eine Spielerin, die in den vergangenen Jahren auf Sand über sich hinauswuchs und in Nürnberg als zweifache Titelverteidigerin seit 13 Spielen ungeschlagen ist.

Tag 4 war auch geprägt von einer Vielzahl an Marathonmatches. Gerade die Ansetzungen auf dem Centre Court, die durch die Hinzunahme der Fortsetzung der Partie zwischen Mona Barthel und Carina Witthöft ohnehin recht optimistisch erschienen, waren gegen Ende nicht mehr einzuhalten. Nach fast drei Stunden Bondarenko-Watson, dem Satz zwischen Barthel und Witthöft und einem weiteren Dreisatzkrimi zwischen Petkovic und Cirstea stand fest: Es kann nur noch eins der beiden Matches auf dem Centre Court stattfinden. Und so musste das ursprüngliche Abendspiel zwischen Johanna Larsson und Christina McHale auf den Show Court ausweichen. Der Centre Court blieb der Nummer 1 der Setzliste Sloane Stephens und dem langjährigen Nürnberger Turnierliebling Yulia Putintseva vorbehalten.

Und dies war die absolut richtige Entscheidung. Denn was anfangs niemanden so wirklich vom Hocker zu reißen schien, entwickelte sich nach dem von Putintseva verlorenen ersten Satz zu einem wahren Klassiker, der Erinnerungen an das Vorjahr hervorbrachte, als Putintseva mit allen Mitteln versuchte, einen Abbbruch zu erzwingen, was jedoch erst mit Verspätung von Erfolg gekrönt war.

Im zweiten Satz, der von insgesamt sieben Aufschlagverlusten geprägt war, zeigte Putintseva mit zunehmender Dauer die Aktionen, für die sie vom Nürnberger Publikum seit Jahren geliebt wird. Spektakuläre Punkte, ein immenses Laufvermögen und Ballwechsel, wie man sie sich nicht besser erträumen könnte, sorgten für Applausstürme, die teilweise so extrem waren, dass man denken konnte, da stünde eine Deutsche auf dem Platz. Bei ihrem Break zum 3:1 im zweiten Satz ging Putintseva dermaßen ab, dass sie das ganze Publikum in ihrem Bann zog und zu standing ovations aufforderte. Selbiges geschah auch zum Ende des zweiten Satzes, als Putintseva ihren Satzball mit dem "Ballwechsel des Tages" beendete und sie selbst von Gegnerin Sloane Stephens Applaus bekam.

Nur war es wieder einmal nach 19 Uhr geworden und der Platz am Valznerweiher ist von Bäumen und dunkelblauen Transparenten umzäunt, die bei stark bewölktem Himmel nicht wirklich für Helligkeit sorgen. Anders ausgedrückt: Frau Putintseva fiel mal wieder ein, dass sie nichts mehr sieht. Selbiges Spiel also wie im Jahr zuvor. Und auch das Ergebnis ihrer Reklamation unterschied sich nicht von dem von 2017: es wurde weitergespielt.

Somit ging es in den dritten Satz und wie man erwarten durfte, legte die Kasachin erst mal einen Fehlstart hin. Den 0:2-Rückstand kommentierte die gebürtige Russin mit Fluchen über die mangelnde Helligkeit auf dem Platz, dennoch ging Putintseva danach ab wie die Feuerwehr mit drei Spielgewinnen in Folge. Und wen die Zuschauer siegen sehen wollten, war ohnehin klar.

Bei 3:2-Führung dann ein cleverer Schachzug von WTA-Referee Sabine Schulz. Da es langsam zu dämmern anfing und ein möglicher Tie-Break in jedem Falle nicht mehr hätte gespielt werden können, entschied sie in Absprache mit WTA-Supervisorin Martina Lutkova, dass lediglich nur noch ein einziges Spiel gespielt und danach abgebrochen wird. Nachdem Putintseva zwei Breakbälle zum 4:2 nicht nutzen konnte, hieß es bei Abbruch somit 3:3 und die Kasachin konnte zufrieden ihren ersten Arbeitstag beenden.

Das bedachte Eingreifen der WTA-Offiziellen ist in diesem Falle lobend hervorzuheben. Dadurch, dass man diesmal nicht bis zum äußersten gewartet hat und zu einer Zeit den Abbruch herbeiführte, als es auch vertretbar war, verhinderte man, dass der Tag endet wie im Vorjahr, als Putintseva in Windeseile von der Security "abtransportiert" wurde, um die aufgebrachten Zuschauer nicht noch auf dumme Gedanken zu bringen.

So gibt es auch morgen wieder ein Nachholspiel auf dem Centre Court. Nach der Begegnung Podoroska - Flipkens wird beim Stande von 3:3 im dritten Satz die Partie Stephens - Putintseva zu Ende gespielt. Vorausgesetzt natürlich, das Wetter lässt dies zu. Dies ist nämlich laut Vorhersage mehr als fraglich.

(Bild: Lesley Kerkhove wartet eine gefühlte Ewigkeit auf ihren Einsatz, doch Flipkens und van Uytvanck gehen in Satz 3 in den Tie-Break)

Veröffentlichungsdatum:
Turnier: Nürnberg 2018