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Riesenüberraschung durch Kerber, auch Lisicki im Viertelfinale von Wimbledon

Was für ein Match ! Angelique Kerber schlägt überraschend die French Open-Siegerin Maria Sharapova und zieht nach 2012 zum zweiten Mal ins Viertelfinale von Wimbledon ein. Das nackte Ergebnis mit 7:6(4) 4:6 und 6:4 sagt nicht einmal ansatzweise etwas über den Matchverlauf aus. Sieben Matchbälle benötigte die Deutsche, um ihren ersten Einzug in die Runde der letzten Acht bei einem Grand Slam-Turnier zu feiern. Das war nichts für schwache Nerven.

Der erste Satz verlief recht ausgeglichen mit leichten Vorteilen für die Deutsche, die gleich mit 2:0 in Führung ging und bis zum 5:4 dieses Break beibehalten konnte. Dann aber drehte Sharapova auf, spielte druckvoller und konnte zum 5:5 ausgleichen. Der Tie-Break musste die Entscheidung bringen, dessen Schlüsselszene sich bei 0:2 aus Sicht der Deutschen abspielte.

Kerbers Ball wurde seitlich ausgegeben und in ihrer Verzweiflung versuchte sie, mit einer Challenge das 0:3 abzuwenden. Obwohl sie sich wohl sicher schien, dass diese Challenge von wenig Erfolg gekrönt sein würde, gab ihr die Technik recht und der Punkt, der am Ende zum 1:2 führte, wurde wiederholt. Nach dem Seitenwechsel bei 3:3 erhöhte sich Sharapovas Fehlerquote erneut und die konzentriert wirkende Kielerin ließ sich die Chance zum 7:6(4)-Satzgewinn nicht entgehen.

Im zweiten Satz war es Sharapova, die ihrer Gegnerin zunächst den Aufschlag abnehmen konnte, Kerber jedoch holte sich das Break postwendend zurück. Ein weiteres Break der Russin zum 4:3 sollte am Ende jedoch den Satzausgleich mit 6:4 bedeuten. Somit musste der dritte Satz die Entscheidung bringen.

Hier zeigte sich schnell, dass die Außenseiterin nicht gewillt war, sich ihrem Schicksal zu fügen. Gleich Sharapovas erstes Aufschlagsspiel konnte Kerber für sich verbuchen und hielt dies auch bis kurz vor Schluss beim Stande von 5:2. Die Deutsche war somit nur noch ein Spielgewinn vom Match entfernt. Bereits im kommenden Aufschlagsspiel der Russin ergab sich für die Kielerin eine Chance, das Match bereits vorzeitig zu beenden. Doch Sharapova wehrte den ersten Matchball bravourös ab.

Nun also musste es Kerber bei eigenem Aufschlag selbst richten. Doch anstatt sich einen weiteren Matchball zu erspielen, drehte Sharapova wie so oft in Drucksituationen auf und verkürzte relativ mühelos zum 4:5.

Somit war der Vorsprung auf ein einziges Spiel geschmolzen und die einzige Möglichkeit, sich die Verlängerung im Satz zu ersparen, war ein Break zugunsten der Deutschen. Drei Punkte später schien auch alles seinen Lauf zu nehmen. Doch Sharapova wehrte auch die Satzbälle 2,3 und 4 relativ problemlos ab.

Auch davon ließ sich Kerber nicht beeindrucken. Der direkt auf den Einstand folgende fünfte Matchball wurde zwar ebenso abgewehrt wie Matchball Nummer sechs, doch nach mehreren Spielbällen für Sharapova hieß es erneut Matchball für die Weltranglisten-7. Kerber behielt nun die Ruhe und wurde von einem der zahlreichen "unforced errors" ihrer Gegnerin belohnt. Die Überraschung war also tatsächlich perfekt.

Viel Zeit zum Ausruhen hat die Deutsche jedoch nicht. Aufgrund der vielen Regenpausen in den vergangenen Tagen wird ihr Viertelfinale bereits morgen angesetzt. Gegnerin hierbei wird die Kanadierin Eugenie Bouchard sein, die Kerber im Achtelfinale von Roland Garros zuletzt klar besiegen konnte.

Neben Angelique Kerber hat auch Sabine Lisicki den Sprung unter die letzten acht geschafft. Sie besiegte am heutigen Tag die Kasachin Yaroslava Shvedova mit 6:3 3:6 und 6:4. Lisicki, von einer Schulterverletzung gehandicappt, leistete sich in dieser Partie 20 Doppelfehler, ging aber dennoch als Siegerin vom Platz. Wie schwerwiegend ihre Schulterprobleme sind, ist bislang nicht bekannt. Im dritten Satz musste sich die Deutsche minutenlang behandeln lassen und hatte während der gesamten Partie Probleme beim Aufschlag.

Lisickis Gegnerin morgen ist die Rumänin Simona Halep, die sich parallel gegen die Kasachin Zarina Diyas klar mit 6:3 und 6:0 durchsetzen konnte. Es bleibt für die Berlinerin zu hoffen, dass sie ihre Schulter bis morgen zu 100% wieder in den Griff bekommt, um ihrer in letzter Zeit stark aufspielenden Gegnerin entsprechend Paroli bieten zu können.

Zuletzt standen Kerber und Lisicki vor zwei Jahren gemeinsam im Viertelfinale von Wimbledon. Damals trafen beide im direkten Duell aufeinander. Der knappe Dreisatzerfolg Kerbers bescherte der Kielerin ihren zweiten Halbfinaleinzug in ein Grand Slam-Turnier nach den US Open 2011. Im vergangenen Jahr war es Lisicki, die den Sprung ins Halbfinale schaffte und der auch im Gegensatz zu Kerber ein Jahr zuvor der Finaleinzug gelang.

Ein mögliches Duell der beiden ist in diesem Jahr im Halbfinale möglich. Damit würde immerhin feststehen, dass auch in diesem Jahr eine der Finalistinnen in Wimbledon aus Deutschland kommt.

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