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Riesenüberraschung durch Selina Dal in Wien

Eigentlich waren am gestrigen Dienstag bereits alle vier gestarteten deutschen Damen beim W75-Turnier in Wien ausgeschieden. Nastasja Schunk hatte ihre Erstrundenpartie gegen die Serbin Dalila Jakupovic in drei Sätzen verloren, Stephanie Wagner und Antonia Schmidt mussten bereits in der ersten Qualifikationsrunde die Segel streichen und Selina Dal verpasste durch eine glatte Niederlage gegen die Ungarin Adrienn Nagy den Sprung ins Hauptfeld. Damit war das Turnier aus deutscher Sicht eigentlich Geschichte.

Eigentlich ! Denn nach Ende der Qualifikation tat sich dann doch noch ein Türchen auf, damit doch noch eine deutsche Spielerin im Hauptfeld ihr Glück versuchen durfte. Lokalmatadorin Julia Grabher, vor nicht allzu langer Zeit die Nummer 54 der Welt und in Wien mit einer Wildcard am Start, sollte zum Auftakt ursprünglich gegen ihre Landsfrau Anna Pircher antreten. Da diese jedoch kurzfristig ihre Teilnahme absagen musste, sollte eine Lucky Loserin an deren Stelle sich eine zu erwartende Klatsche abholen. Diese Ehre wurde dann ausgerechnet Selina Dal zuteil.

Bereits in der vorigen Woche war Dal beim W50-Turnier in Meerbusch in der letzten Qualifikationsrunde gescheitert. Den kurzfristig frei gewordenen Lucky Loser-Platz für ein Match gegen die topgesetzte Mona Barthel bekam dort jedoch nicht sie, sondern ihre Landsfrau Paula Rumpf.

Nun also sollte die 22-jährige ihre zweite Chance in der österreichischen Hauptstadt erhalten und die legte gleich los wie die Feuerwehr. Trotz anfänglichen Schwierigkeiten bei ihrem ersten Aufschlagsspiel erspielte sie sich eine vermeintlich komfortable 3:0-Führung und ließ ihrer Gegnerin in den ersten drei Spielen gerade einmal sechs Punkte. Doch ein trügerischen 6:0 wie in der Vorwoche gegen die Israelin Vlada Ekshibarova kam nicht zustande. Im Gegenteil. Grabher kam nun besser in die Partie und reduzierte ihre Fehlerquote, was sich für sie durch drei Spielgewinne in Folge auszahlen sollte.

Dal zeigte sich von dieser zwischenzeitlichen Aufholjagd wenig beeindruckt und zog weiter ihr Spiel durch. Die aufkommenden Schwächen ihrer Gegnerin insbesondere beim zweiten Aufschlag nutzte sie in der Folge konsequent aus und holte sich verdient den ersten Durchgang mit 6:3. Von einer zu erwartenden Klatsche für die Lucky Loserin war längst keine Spur mehr.

Ein verändertes Bild zeigte sich dann im zweiten Satz. Beide Spielerinnen hatten zu Beginn zwar Mühe, ihre Aufschlagsspiele ins Ziel zu bringen, konnten sie bis zum Stande von 2:2 dennoch halten, ehe es die Mainzerin war, der erstmals ein Break in diesem Durchgang gelingen sollte. Postwendend jedoch konnte Grabher diesen Fauxpas ausmerzen und so war es am Ende wenig verwunderlich, dass der Tiebreak für die Entscheidung in Satz zwei sorgen musste.

Von einer ehemaligen Nummer 54 der Welt war längst nichts mehr zu erkennen, genauer gesagt sah man das komplette Match über nichts davon. Im gesamten Tiebreak lag Grabher nicht ein einziges Mal in Führung. Gerade einmal der frühe Ausgleich zum 1:1 sollte ihr gelingen, ansonsten war es ihre Gegnerin, die geduldig ihre Spiel durchzog und auf die Fehler ihrer Gegnerin wartete, was sich desöfteren auch auszahlen sollte. Nach einer 4:1-Führung sah es kurzfristig danach aus, als könnte doch noch einmal Spannung in die Partie kommen, als es Dal verpasste, mit eigenem Aufschlag weiter davonzuziehen und Grabher auf 3:4 aus ihrer Sicht verkürzen konnte.

Diese Spannung flachte jedoch wenig später wieder ab, als es die Österreicherin beim Stande von 4:5 verpasste, den Spielstand auszugleichen und ihrer Gegnerin stattdessen zwei Matchbälle servierte. Diese Chance ließ sich die "glückliche Verliererin" natürlich nicht nehmen und somit heißt es am heutigen Tag nicht Koffer packen für die deutschen Damen in Wien, sondern eher Koffer auspacken. Wer weiß, wie lange die Reise von Selina Dal hier noch weitergeht ? Im Achtelfinale am Donnerstag jedenfalls wartet die ungesetzte Serbin Lola Radivojevic auf die 22-jährige, die sich bereits heute schon über einen Zuwachs von elf Punkten in dieser Woche freuen darf.

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