Direkt zum Inhalt

Deciding point ? Nicht euer Ernst !

Tennis TV

Die Doppel-Konkurrenz ist nun etwas, das man ja nicht wirklich so genau verfolgt wie die Einzel bei WTA-Turnieren. Da nun aber dank tennistv.com auch Matches von dort live verfolgt werden können, hier gleich mal eine Warnung, damit die Zuschauer nicht denselben Schock erleiden, den ich heute nacht beim Ansehen der Partie Black/Rodionova - Kusnetsova/Wickmayer bekam.

Dass es im Doppel längst keinen dritten Satz mehr und stattdessen den Tie-Break bis zehn gibt, ist jedem ja spätestens seit Olympia 2012 bekannt. Dass es allerdings zu einer weiteren Regeländerung kam, dürfte an der Öffentlichkeit weitestgehend vorbei gegangen sein.

Beim Stand von 15:40 irritierte mich die Einblendung "3 Break Points". Können die nicht rechnen oder hat ihnen die Neujahrsfeier nicht so ganz gut getan ? Weder noch ! Tatsächlich hat das rückschlagende Team bei 15:40 drei Möglichkeiten, das Spiel für sich zu entscheiden. Denn bei Einstand genügt beiden Doppeln der nächste Punkt zum Spielgewinn. Was für mich bei Betrachtung des Hopman Cups noch als Eigenheit des Mixed-Wettbewerbs angesehen wurde, ist tatsächlich auch im Doppel auf der WTA-Tour Realität geworden: der Vorteil wurde abgeschafft !

Und wieder einmal werden wir Zeuge eines krampfhaften Versuchs, Tennismatches auf Dauer zu verkürzen. Es verwundert, dass bis heute nichts davon in der Einzelkonkurrenz gelandet ist. Zum Glück ! Match-Tie-Break und kein Vorteil mehr würde langsam aber sicher das Ende des Tennissports bedeuten. Zumindest für echte Fans wäre so etwas ein Unding.

Dabei ist der Versuch, Tennis grundsätzlich attraktiver zu gestalten, nicht unbedingt falsch. Nur sollte man nicht anfangen, Unterschiede zwischen Einzel, Doppel und Mixed zu machen und diese dazu noch sukzessive zu vergrößern. Der einzig interessante Vorschlag der letzten 20 Jahre, der im Gegensatz zu diesen sinnloseren Verkürzungsmaßnahmen niemals getestet wurde, ist die Verkürzung der Spielanzahl pro Satz von sechs auf vier.

Im ersten Moment mag sich das revolutionär anhören, in Wirklichkeit ändert sich lediglich, dass man anstelle von zweimal sechs Spiele dreimal vier Spiele gewinnen müsste, also wie jetzt insgesamt zwölf. Somit würde es viel öfter und viel schneller zu Satzentscheidungen kommen als bislang und die Spannung würde dadurch auch erhöht. Wer von den Zuschauern gönnt sich nach einem langen ersten Satz nicht schonmal eine Pause, da Satz 2 ja wieder bei null beginnt und der Weg zu sechs weit ist ? Dies wäre bei Sätzen bis vier nicht mehr der Fall, da ein Break ein deutlich höheres Gewicht erhielte als es momentan der Fall ist.

Ein weiterer Vorteil des 4er-Satzes wäre, im Doppel und Mixed auf den dritten Satz zu verzichten und diese Konkurrenzen im Modus best-of-3 auszutragen. Dies wäre allemal sinnvoller gewesen als unterschiedliche Regeln für die einzelnen Wettbewerbe einzuführen. Weg mit dem Match-Tie-Break und weg mit dem "deciding point" anstelle des Vorteils.

Oder noch besser: lasst den Tennissport so, wie er bis vor wenigen Jahren auch funktioniert hat. Was jahrzehntelang gut war, kann doch von heute auf morgen nicht schlecht geworden sein.

Veröffentlichungsdatum: