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Deutsche Dramen in Wiesbaden, die zweite

Das Hauptfeld der diesjährigen Wiesbaden Tennis Open hat noch nicht einmal begonnen, doch die ersten Geschichten rund um das Turnier werden bereits jetzt schon geschrieben. Einen Tag, nachdem zwei deutsche Spielerinnen für Dramen auf dem Tennisplatz gesorgt hatten, dachten sich tags darauf wohl nochmals zwei: wozu nur an einem Tag Drama veranstalten, wenn es noch einen zweiten gibt ? Und was soll man sagen: die Ladys haben Wort gehalten.

Wie bereits gestern in der ersten Qualifikationsrunde stand auch heute Wildcardinhaberin Victoria Pohle im Mittelpunkt bei den finalen Matches im Kampf um die Plätze für das Hauptfeld. Gestern hatte sie es bei einer immense Anzahl an Matchbällen verpasst, einen davon ins Ziel zu bringen, nur um am Ende mit viel Glück den zweiten Satz doch noch im Tiebreak zu gewinnen, heute waren nicht die Matchbälle ihr Problem, sondern der Verlauf des dritten Satzes gegen die an Nummer sechs gesetzte Kroatin Tara Würth.

Nachdem diese mit einem klaren 6:0-Erfolg im zweiten Satz für den Satzausgleich gesorgt hatte, lief auch im dritten Satz alles in Richtung der Kroatin. Spätestens nach deren 3:0-Führung im dritten Satz hatten wohl viele Fans bereits den Deckel auf die Partie gemacht, nicht so aber Pohle. Die 17-jährige versuchte stets, in die Partie zurückzufinden, doch kaum gelang ihr das wichtige Break zum 2:3 aus ihrer Sicht, schon stellte die Gegnerin den alten Abstand wieder her. Und nicht nur das: Würth erhöhte sogar auf 5:2 und stand kurz davor, Pohle aus dem Turnier zu werfen.

Doch weit gefehlt. Wie es um die Comebackqualitäten der deutschen U18-Meisterin bestellt ist, zeigt die Tatsache, dass es Würth in den darauffolgenden Spielen nicht gelang, sich zumindest einen einzigen Matchball zu erspielen. Selbst beim umkämpften Spiel zum 5:5, das dreimal über Einstand ging, war es immer Pohle, die den Vorteil auf ihrer Seite hatte. Sinnbildlich für die Aufholjagd Pohles steht auch, dass sie für das entscheidende Break zum 6:5 aus ihrer Sicht nur einen Versuch benötigte. Ihre Gegnerin dürfte sie spätestens damit entnervt haben, nicht von ungefähr kam wohl Pohles letztes gewonnenes Aufschlagsspiel zu null.

Doch auch an diesem Tag sollte es ein Drama geben, an dessen Ausgang leider keine deutsche Erfolgsgeschichte stand. "Was die Josy kann, das kann ich schon lange", dachte sich wohl Carolina Kuhl bei ihrem heutigen Match gegen die an Nummer vier gesetzte Maria Timofeeva mit Blick auf die gestrige Partie zwischen Josy Daems und Leonie Küng, das die Schweizerin im zweiten Satz mit 14:12 im Tiebreak gewann.

Dabei begegneten sich beide Spielerinnen in dieser Partie durchweg auf Augenhöhe. Viele Breaks auf beiden Seiten dominierten die Begegnung, in der - wie sollte es anders sein - ein Break die Entscheidung im ersten Satz zugunsten Timofeevas zum 6:4 herbeiführte. Im zweiten Durchgang schien die Nummer vier der Setzliste zunächst den Vorteil auf ihrer Seite zu haben, doch weder eine zwischenzeitliche 3:1-, noch eine 4:2-Führung sorgten für die Vorentscheidung. Kuhl war nicht gewillt, ihrer Gegnerin dieses Match kampflos zu überlassen und glich zur Freude des Publikums zum 4:4 aus. Nachdem es der Linkshänderin wenig später sogar gelang, mit 6:5 bei eigenem Aufschlag in Führung zu gehen, stellte man sich schon auf einen dritten Satz ein. Diese Freude kam jedoch zu früh. Kuhl konnte die Führung nicht ins Ziel bringen und musste nun auf einen Erfolg im darauffolgenden Tiebreak hoffen.

Hier schien sich die Erfahrung Timofeevas von Beginn an durchzusetzen. Dank einer komfortablen 6:2-Führung erspielte sie sich vier Matchbälle. Doch Carolina Kuhl hatte andere Pläne, als ihrer Gegnerin das Feld zu überlassen. Sie holte sich vier Punkte in Folge und erzwang somit einen zweiten Seitenwechsel. Was jedoch danach passierte, war beinahe 1:1 eine Parallele zum gestrigen Tiebreak-Drama um Daems und Küng. Auch Kuhl besorgte sich in diesem Tiebreak noch zwei Satzbälle und auch sie konnte keinen davon in einen Satzgewinn ummünzen. Besonders bitter ist die Tatsache, dass sowohl Daems gestern als auch Kuhl heute mit 12:11 in Führung lagen, daraufhin jedoch drei Punktverluste in Folge hinnehmen mussten. So hieß es auch für die 20-jährige Abschied vom Turnier zu nehmen nach einer grandiosen Aufholjagd, die leider am Ende nicht von Erfolg gekrönt war.

Dennoch kann man aus deutscher Sicht unterm Strich mit dem Verlauf der Qualifikation zufrieden sein. Vier deutschen Spielerinnen gelang der Sprung in die zweite Runde, in der mit Julia Middendorf und Victoria Pohle zwei davon das Ticket fürs Hauptfeld gelöst haben. Somit werden insgesamt sieben deutsche Spielerinnen in der ersten Hauptrunde von Wiesbaden auftauchen. Für ein Turnier der Kategorie W100 ist dies im Hinblick auf vergangene Jahre mehr als respektabel. Zwar gingen im Vorjahr acht deutsche Spielerinnen im Hauptfeld an den Start, darunter waren jedoch mit Jule Niemeier und Noma Noha Akugue zwei Spielerinnen, die in dieser Woche sogar eine Kategorie höher unterwegs waren.

Veröffentlichungsdatum:
Turnier: Wiesbaden 2025