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Lisicki schägt Bratchikova, Barthel versenkt nächste Französin

Ist dies das Ende des schleichenden Abschwungs, den das deutsche Frauentennis in den vergangenen Monaten durchleben musste ? Mit Sabine Lisicki in Pattaya City und Mona Barthel in Paris stehen in dieser Woche gleich zwei deutsche Damen im Finale eines WTA-Turnieres. Dass dies ausgerechnet die beiden Deutschen sind, die normalerweise nicht erste Wahl in Barbara Rittners Fed Cup-Team sind, lassen wir mal dahin gestellt.

Den Anfang des deutschen Erfolgstages machte am Morgen Sabine Lisicki im Duell mit Nina Bratchikova. Nach einem nervösen Beginn mit fünf Breaks in Folge stabilisierte sich Lisicki in der Folgezeit, musste aber lange um den Gewinn des ersten Satzes zittern, ehe ihr der entscheidende Aufschlaggewinn zum 7:5 gelang. Im zweiten Durchgang konnte sich die Deutsche endlich auf ihre stärkste Waffe, den Aufschlag, verlassen. Fünf Assen stand in Durchgang 2 nur ein einziger Doppelfehler gegenüber. In Satz 1 gestaltete sich diese Statistik mit 3:3 noch ausgeglichen.

So errang Lisicki einen am Ende ungefährdeten 7:5 6:3-Zweisatzerfolg und trifft am morgigen Sonntag um 16 Uhr Ortszeit auf die an Nr. 2 gesetzte Maria Kirilenko, die Sorana Cirstea in ihrem Halbfinale nicht den Hauch einer Chance ließ. Es wäre Lisickis erster Turniersieg seit Dallas 2011.

Am Nachmittag sollte dann Mona Barthel einen weiteren großen Auftritt haben. Mit Kristina Mladenovic forderte erneut eine Lokalmatadorin Deutschlands gefühlte Nr. 2 heraus. Barthel zeigte sich vom Hexenkessel Coubertin, der geschlossen hinter seiner Landsfrau stand, von Anfang an unbeeindruckt und war von Beginn an in der Partie. Ihre Gegnerin hingegen schien den immensen Druck des Publikums, das sich auch nach 2012 wieder eine Landsfrau im Finale wünschte, zu spüren.

Doch auch in dieser Partie der Französin zeigte sich, dass sie mit Ausnahme des ersten Aufschlages kein probates Mittel gegen Spielerinnen aus den Top 50 besitzt. Zudem kam ihr in engen Situationen entgegen, dass die Halle in Paris nicht mit "electronic line calling" ausgestattet ist. Bei einigen ihrer Services, die nicht aus gegeben wurden, war selbst mit bloßem Auge erkennbar, dass diese nicht mehr die Linie berührt hatten.

Doch all das konnte die Niederlage der französischen Fed Cup-Spielerin nicht vermeiden. Barthel musste lediglich eine einzige brenzlige Situation bei 2:3 und 0:40 in Satz 2 überstehen, ansonsten brillierte sie mit ihrem eindrucksvollen Spiel und stellte erneut unter Beweis, dass sie von der Spielanlage an sich eindeutig in die Top 20 der Welt gehört. Das einzige, was sie noch von Angelique Kerber unterscheidet, ist lediglich, ihre Leistung auch bei großen Turnieren abrufen zu können. Sollte ihr dies unter ihrem neuen Coach Jacek Szygowski gelingen, dürfte ein Grand Slam-Viertel- oder Halbfinale mit Beteiligung Mona Barthels in naher Zukunft keine Illusion mehr bleiben.

Morgen beendet Barthel das Turnier mit der Finalbegegnung gegen eine, die bereits schon Grand-Slam-Finalluft geschnuppert hat. Sara Errani, diese Woche die Kurzarbeiterin von Trainerin Roberta Vinci, musste ganze fünf Spiele gewinnen, um ins Finale einzuziehen. Nach dem 4:0 ret. im Achtelfinale gegen Rybarikova und dem darauf folgenden Marathonmatch gegen Suarez Navarro, als Errani schon Matchball gegen sich hatte, folgte im Halbfinale wieder ein extrem kurzer Auftritt der Italienerin. Beim Stande von 5:0 gab ihre Gegnerin Kiki Bertens auf.

Auch wenn sowohl Kirilenko in Pattaya City als auch Errani in Paris von der Papierform her die klaren Favoritinnen gegen ihre deutschen Gegnerinnen sind, ist beiden Deutschen der Turniersieg zuzutrauen. Insbesondere Barthel spielt in Paris wie zu ihren besten Zeiten 2012 und ihr sollte das Spiel Erranis deutlich mehr liegen als beispielsweise Angelique Kerber, die im Vorjahr zweimal bei Grand Slam-Turnieren gegen die Italienerin den kürzeren gezogen hatte.

Das Finale von Pattaya City beginnt um 10 Uhr deutscher Zeit, das Endspiel in Paris startet um 14 Uhr - beides live zu verfolgen bei TennisTV.

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