Direkt zum Inhalt

Verwirrung um Last-minute-Wildcard für Angelique Kerber in Linz

Weht über der WTA momentan ein Hauch von Pippi Langstrumpf hinweg ? Während man bislang eigentlich davon ausgehen konnte, dass die Vereinigung der Profitennisspielerinnen ihre Regeln klar und deutlich formuliert hat, stellt man sich heute die Frage: macht die WTA sich die Welt, wie sie ihr gefällt ? Fakt ist: anstelle von Wildcard-Inhaberin Lisa-Maria Moser geht Angelique Kerber in Linz an den Start. Doch damit sind der Verwirrungen noch nicht genug.

Im Regelbuch der WTA ist deutlich festgelegt: eine Spielerin, die am Jahresende in den Top 10 steht, darf in der darauffolgenden Saison nur einmal pro Halbjahr an einem Turnier der Kategorie International teilnehmen. Im Falle von Angelique Kerber bedeutet dies: Start in Monterrey in der ersten Saisonhälfte und Start in Washington in der zweiten. Damit ist eine Teilnahme in Linz definitiv ausgeschlossen.

Das hört sich alles einfach und logisch an, doch dabei hat man die Rechnung ohne die WTA gemacht. Ursprünglich sollte Petra Kvitova in Linz den Platz der einzig möglichen Top 10-Spielerin einnehmen. Die aber zog kurzfristig aufgrund einer Verletzung zurück und somit war der Top 10-Platz theoretisch wieder frei. Um Kerber den Start in Linz zu ermöglichen, gab es dann vonseiten der WTA eine zunächst fadenscheinig erscheinende Begründung.

Die nämlich argumentiert nun folgendermaßen: da Angelique Kerber ursprünglich in Carlsbad anstelle von Washington spielen wollte, dort aber bereits vier Top 10-Spielerinnen mit Azarenka, Radwanska, Kvitova und Stosur gemeldet waren, musste sie faktisch notgedrungen auf Washington ausweichen. Somit zählt das Turnier von Washington für Kerber nicht als eines der beiden Internationals.

Hierfür gibt es auch die folgende Passage im Regelbuch: "A Top 10 Player that is not accepted into a Premier 700 Tournament due to the Premier 700 Prize Money Policy, may enter an International Tournament in the same week provided she meets the requirements under sub-Section a above and it will not count in the allotment set out therein. If the player is accepted into such International Tournament, she will be automatically removed from the Premier next-in list." Somit scheint die Wildcard für Kerber in Linz den Regeln zu entsprechen.

Doch es gibt noch weitere Ungereimtheiten. Denn als bestplatzierte Starterin wird Kerber logischerweise auf der Setzliste an 1 stehen, sprich sie nimmt im bereits gefertigten Draw den Platz von Sloane Stephens ein. Sollte man zumindest meinen. Zwar ist Kerber auch an 1 gesetzt worden, im Tableau aber ersetzt sie nicht die US-Amerikanerin, sondern die zuvor an 2 gesetzte Ana Ivanovic. Die wiederum wurde nun an 3 verfrachtet und sprengt dadurch das rein belgische Duell zwischen Kirsten Flipkens und Yanina Wickmayer. Flipkens bekommt es stattdessen nun mit Donna Vekic zu tun.

Natürlich kann man Angelique Kerber für die kurzfristige Annahme der Wildcard keinen Vorwurf machen. Unfair ist dieses Procedere hingegen für die anderen Spielerinnen. Einerseits ist es nicht gerade nett, einer Spielerin, auch wenn sie "nur" Lisa-Maria Moser heißt, die Wildcard wegzunehmen, andererseits haben die anderen nun teilweise ein deutlich schwereres Programm zu bewältigen. So droht beispielsweise Julia Görges nun anstelle von Klara Zakopalova in Runde 2 ein Aufeinandertreffen mit Kirsten Flipkens - natürlich immer vorausgesetzt, Görges übersteht die Qualifikantin in Runde 1 und Flipkens schlägt Vekic.

Ob damit im Draw endgültig das letzte Wort gesprochen ist, wird sich in den nächsten Stunden zeigen. Noch ist der morgige Spielplan nicht veröffentlicht. Mal sehen, ob dies die letzte große Überraschung vor Turnierbeginn bleibt.

Veröffentlichungsdatum: