Direkt zum Inhalt

Deutschen Damen droht kollektives Erstrundenaus in Madrid

Eine enttäuschte Angelique Kerber schleicht beim Stande von 3:6 und 0:2 von dannen und gibt gegen die Französin Caroline Garcia in der ersten Runde bei den Mutua Madrid Open auf. Bereits nach dem Verlust des ersten Satzes ließ sich die Deutsche am Rücken massieren und nahm in der Folge ein sogenanntes "off court medical timeout". Gebracht hat es ihr am Ende nichts. Nach einem Doppelfehler im dritten Spiel des zweiten Satzes machte Kerber endgültig Feierabend.

Damit droht dem deutschen Damentennis in Madrid eine Serie von Erstrundenpleiten, wie es sie schon lange nicht mehr auf der Tour gab. Andrea Petkovic und Annika Beck mussten bereits gestern die Segel streichen und nach dem Aus von Angelique Kerber bleiben für den morgigen Tag nur noch zwei Deutsche übrig, die das Fiasko verhindern können. Mit der aufschlagsstarken Karolina Pliskova und der Weltranglistenfünften Simona Halep steht Sabine Lisicki und Julia Görges jedoch nicht gerade Laufkundschaft gegenüber.

Es mag nur eine subjektive Einschätzung sein, dennoch erscheint es so, als hätte das Abenteuer Fed Cup down under mehr Spuren bei den deutschen Damen - insbesondere Angelique Kerber und Andrea Petkovic - hinterlassen, als diese es möglicherweise wahrhabne wollen. Denn Tatsache ist, dass beide seitdem nicht nur kein Match mehr für sich entscheiden konnten, auch die Leistung entspricht nicht mehr dem, was man vor dem Australien-Trip von den beiden kannte.

Bei Andrea Petkovic, die direkt vor dem Flug nach Australien noch in Charleston triumphiert hatte, lässt sich dies gut am jeweils letzten Satz gegen Flavia Pennetta in Stuttgart als auch gegen Sara Errani gestern abend ablesen. In beiden ging der vom Papier nicht wirklich als aussichtslos geltenden Darmstädterin am Ende regelrecht die Luft aus. In Stuttgart reichte es noch zu einem Satzgewinn, gestern war sie beim 5:7 im ersten Satz zumindest nah dran. Den jeweils letzten Satz in den beiden Begegnungen konnten beide Gegnerinnen klar mit 6:1 für sich entscheiden.

Angelique Kerber spielte beim Porsche Tennis Grand Prix gegen Carla Suarez Navarro wohl auch dank ihrer um einen Tag längeren Pause eine ansprechende Partie, hatte dennoch nie eine reelle Chance, diese Begegnung am Ende auch für sich zu entscheiden. Heute fühlte man sich hingegen eher an den "schwarzen Sonntag" von Miami erinnert, als Kerber im Vorjahr in Runde 3 gegen Sorana Cirstea ab dem Stand von 4:4 im ersten Satz jegliche Gegenwehr vermissen ließ und nach acht weiteren Spielverlusten in Folge sang- und klanglos ausschied.

Diese Angelique Kerber aber wollen die Fans in Deutschland eigentlich nicht sehen. Man möchte ihr nun auch nicht vorwerfen, sie hätte am heutigen Tage nicht alles versucht, um als Siegerin vom Platz zu gehen. Doch die Körpersprache und ihr ganzes Auftreten ließen von Beginn an bereits vermuten, dass es an diesem Tage nicht zu einem Erfolg reichen würde. Außer einem kurzen Zwischenhoch von 0:4 auf 3:4, als Kerber beide Aufschlagverluste nacheinander egalisieren konnte, war absolut nichts von dem Leistungsvermögen zu sehen, das sie einst in die Top 5 der Welt gebracht hatte.

Gerade als Topspielerin wie es eben Kerber ist, sollte man sich auch genau überlegen, wo die Prioritäten in ihrem Sport liegen. Das Erfolgserlebnis mit dem Finaleinzug im Fed Cup mag sie zwar nicht bereuen, dennoch muss ihr klar sein, dass das tägliche Brot in ihrem Beruf eben nicht Fed Cup-Teilnahme lautet, sondern Top 10-Spielerin auf der Tour. Und die trifft das im Nachhinein eben dann auch unter Umständen bitterböse.

Man mag sich gar nicht ausmalen, was wäre, wenn Kerber wie im Vorjahr auch 2014 nicht in Rom starten könnte. In diesem Falle würde sie ihre 0-Punkte-Wertung, die sie letztes Jahr beinahe um die Teilnahme an den WTA Championships gebracht hätte, ein weiteres Jahr mit sich im Ranking herumschleppen. Und dieses ganze Opfer nur, weil man wegen eines von manchen Medien ohnehin überschätzten Wettbewerbs innerhalb einer Woche um die halbe Welt und wieder zurück gereist ist und das zudem ohne zu wissen, ob sich der ganze Aufwand letztlich auch auszahlt.

Ausgezahlt hat er sich in jedem Fall für ihre Gegnerin. Caroline Garcia hat nicht nur in den USA das amerikanische Team faktisch im Alleingang in Fed Cup-Weltgruppe 2 geschossen, sie verzichtete zudem darauf, direkt im Anschluss an einem WTA-Turnier teilzunehmen und erntet nun die Früchte für ihre clever ausgetüftelte Turnierplanung.

So schlecht auch die Moderation von "Sportstudio"-Moderator Sven Voss vorletzten Samstag mit den deutschen Fed Cup-Damen war, mit einer Frage hat er den Nerv vieler deutscher Tennisfans getroffen. "War es im Nachhinein nicht eine Schnapsidee, direkt im Anschluss an Australien das Turnier in Stuttgart zu spielen ?" Doch, das war sie. Zugegeben hat es nur keiner.

Veröffentlichungsdatum: