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Deutsches Damentennis am Boden

Die Bilanz der deutschen Damen liest sich nach Ende des zweiten Tages in Roland Garros wie ein wahrer Alptraum. Vier deutsche Spielerinnen waren bislang in Einsatz, alle vier haben den Platz als Verliererinnen wieder verlassen. Einzig Anna-Lena Friedsam gelang in ihrer Partie gegen Aliaksandra Sasnovich zumindest ein Satzgewinn, für Andrea Petkovic, Tamara Korpatsch und sogar Angelique Kerber gab es nichts zu holen.

Das Turnier in Paris legt die Dinge offen, die schon seit Monaten wenn nicht gar Jahren unter der Decke schwelen. Was passiert mit dem deutschen Frauentennis, wenn einmal die jetzige Ü30-Generation ihren Hut nimmt ? Nimmt man dies heute schon zum Maßstab, so wären mit Tamara Korpatsch und Anna-Lena Friedsam von vorneherein nur zwei deutsche Damen am Start gewesen - und beide nach der ersten Runde nicht mehr im Rennen.

Nachschub ist aus deutscher Sicht zwar vorhanden, nur benötigt der noch einige Jahre, bis er vielleicht die Lücke füllen kann, die die sogenannte "goldene Generation" und Kerber und Petkovic demnächst hinterlassen wird. Bis wir Nachwuchskräfte wie Nastasja Schunk, Noma Noha Akugue oder vielleicht auch Sina Herrmann auf der Grand Slam-Bühne erleben dürfen, wird noch das eine oder andere Jahr vergehen. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass uns in den nächsten Jahren eine lange Dürre bei den deutschen Damen bevorsteht.

Natürlich spielen da auch Rücktritte und Pausen hinein, die nicht eingeplant waren. Eine Annika Beck war immer für die eine oder andere Überraschung gut, auch von Carina Witthöft durfte man sich gerade nach dem Sensationserfolg bei den Luxembourg Open einiges erwarten. Beide stehen aktuell leider nicht mehr zur Verfügung und bei beiden sieht es schwer danach aus, als ob es auch keinen Weg zurück mehr geben werde.

Bliebe noch Antonia Lottner, die seit Jahren vergeblich darum kämpft, in die Top 100 einzuziehen. Bei ihr hat man schon seit Jahren das Gefühl, als würde sie dies mit der Brechstange versuchen zu erreichen. Meist hätte es ihr schon genügt, bei ein paar ITF-Turnieren ordentlich zu punkten, um endlich auf ein zweistelliges Ranking zu kommen, stattdessen aber fand man Lottner vermehrt in Qualifikationen bei WTA-Turnieren, bei denen sie letztlich nicht viel für das eigene Punktekonto erreichen konnte und somit weiter auf einem Level um Platz 120 bis 150 verharrte.

Nicht in Paris am Start und auch bereits zur Ü30-Fraktion zählend sind Tatjana Maria und Mona Barthel. Maria war zwar vor drei Wochen in Flushing Meadows angetreten, verzichtete aus unbekannten Gründen jedoch auf einen Start in Roland Garros. Barthel hat man seit der Corona-Pause nicht mehr im Einsatz gesehen. Es bleibt nur zu hoffen, dass dies keinen schleichenden Rücktritt bei der 30-jährigen bedeutet. Ansonsten hätte mit ihr das begonnen, was uns demnächst ohnehin geblüht hätte: der Abgang der deutschen Ü30-Spielerinnen.

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