Die lange Durststrecke der Noma Noha Akugue
Kaum eine deutsche Spielerin erlebt aktuell eine solche Ergebniskrise wie sie sie seit Monaten die große deutsche Nachwuchshoffnung Noma Noha Akugue durchlebt. Auch beim ITF-Turnier in Porto in dieser Woche verließ die 20-jährige nach der Partie gegen die US-Amerikanerin Robin Montgomery den Platz als Verliererin. 1:6 und 5:7 lautete das Ergebnis nach knapp eineinhalb Stunden und man fragt sich: wie und wann kommt Noma aus dieser Abwärtsspirale wieder heraus ?
Wir erinnern uns nur allzu gerne an das WTA-Turnier in Hamburg im vergangenen Jahr zurück. MIt einer Wildcard war die Linkshänderin aus Reinbek durch das Tableau gestürmt und hatte dabei Spielerinnen besiegt, die in der Weltrangliste in völlig anderen Regionen unterwegs waren. Die Australierin Storm Hunter und die Italienerin Martina Trevisan sind da die beiden Namen, die einem zuerst ins Auge stechen. Dass Noha Akugue in ihrer heutigen Form gegen eine der beiden auch nur den Hauch einer Chance hätte - undenkbar.
Das Turnier in Hamburg hat mit Sicherheit auch seinen Anteil am aktuellen Negativlauf der Hamburgerin. Innerhalb kürzester Zeit wurde aus einem Nobody ein gefeierter Star. Alle liebten Noma, die neue deutsche Tennishoffnung. Ganz Hamburg feierte mit ihr eine Party, die am liebsten nie mehr zu Ende gehen sollte. Doch irgendwann ist die Party zu Ende und auch der Applaus verhallt und man ist wieder auf sich alleine gestellt.
Natürlich war auch ihr klar: das Erfolgsturnier fand in der Heimat statt. Ohne das Heimpublikum, das in all ihren Partien geschlossen hinter Noha Akugue stand und sie nach Kräften lautstark unterstützte, wäre ein solcher Traumlauf bis ins Finale nicht möglich gewesen.
Dabei zeigte Akugue bereits zuvor, dass sie auch außerhalb Deutschlands Erfolg haben kann, was sie auch direkt eine Woche später bei ihrem nächsten Turnier, dem WTA 125K im polnischen Kozerki, erneut bestätigte. Als topgesetzte Spielerin pflügte sie zunächst durch die Qualifikation und von dort aus weiter bis ins Viertelfinale. Erst Zeynep Sönmez beendete die erfolgreichste Phase der 20-jährigen, die Mitte Juli beim W60-Turnier in Amstelveen ihren Anfang nahm, als sie dort das Halbfinale erreichen konnte.
Ihr letztes Erfolgserlebnis datiert vom 13. September 2023. Beim WTA 125-Turnier in Bukarest besiegte sie im Achtelfinale die Lokalmatadorin Ilinca Amariei. Zwei Tage später wurde sie von der Italienerin Sara Errani mit 5:7 und 2:6 gestoppt. Was niemand damals vermutet hätte: diese Niederlage bildete den Auftakt zu einer Negativserie, wie man sie keiner Spielerin wünschen würde.
Zehn Partien in Folge hat Noha Akugue seit dem Achtelfinalsieg in Bukarest verloren. Kaja Juvan, Tiphanie Lemaitre, Rebeka Masarova, Emelie Dartron, Marina Bassols Ribera, Darja Semenistaja, Veronika Erjavec und Su Jeong Jang heißen die Spielerinnen, die seitdem bis heute gegen Noha Akugue gewinnen konnten. Nichts wünscht sich der deutsche Tennisfan nun mehr, als dass diese Horrorserie endlich ein Ende nimmt.
Möglicherweise wäre es für ihr Selbstvertrauen hilfreich, wenn sie vorübergehend kleinere Brötchen backen würde. Einfach mal ein W50- oder W35-Turnier zwischendurch einwerfen, um erstens die Chance zu erhöhen, wieder zu punkten und zweitens, um wieder das Gefühl des Siegens kennenzulernen. Natürlich ist es nicht der Anspruch einer WTA-Finalistin, ein halbes Jahr danach bei unterklassigen ITF-Turnieren anzutreten. Doch manchmal kann es hilfreich sein, über seinen Schatten zu springen.
Dies scheint die 20-jährige nun auch zu beherzigen. In der kommenden Woche findet erneut ein ITF-Turnier in Porto statt, diesmal jedoch in der Kategorie W50. Dort dürfte sie zu den gesetzten Spielerinnen zählen und zum Auftakt auf eine Top 300-400-Spielerin oder eine Qualifikantin treffen.
Oder auf Nastasja Schunk, die mit ihrem PR am Start ist. Das würde der Hamburgerin gerade noch fehlen.