Eine Woche ProSiebenSat.1 - ein erstes Fazit

Die erste Woche mit Live-Tennis aus dem Hause ProSiebenSat.1 ist beendet, der Live-Stream auf spox.com sogar seit mehr als zwei Wochen bereits Geschichte. Nach den ersten Eindrücken lässt sich sagen: manches ist besser geworden, doch perfekt war das, was wir aus Charleston und Monterrey zu sehen bekamen, noch lange nicht.

Monterrey ? Ja, richtig gehört. Das Finale unter Beteiligung von Angelique Kerber hat sich tatsächlich ProSiebenSat.1 kurzfristig gesichert. Und damit wären wir bereits beim ersten Kritikpunkt angelangt. Denn auch wenn es kein Premier Event war und man ja bei der Bekanntgabe der Kooperation mit dem DTB angekündigt hatte, die großen Spiele mit deutscher Beteiligung auch im TV zeigen zu wollen, so wurde gestern bereits die erste große Chance vertan.

Denn das Finale gegen Anastasia Pavlyuchenkova wurde wie die ganze Woche aus Charleston nur bei ran.de gezeigt. Das ist zwar immer noch besser als gar nichts, doch was hätte kurzfristig gegen eine Programmänderung bei Sat.1 Gold gesprochen ? Schließlich wachsen Finals mit deutscher Beteiligung nicht auf Bäumen. Stattdessen aber hielt der "neue Tennissender" an seinem Programmschema mit "24 Stunden: Wer falsch würzt, verliert - Köche auf neuen Wegen" und "Wunderwelt Wissen - Meisterleister Bauer" fest.

Auch an der Kompetenz der Kommentatoren kann man leichte Zweifel anmelden. Hierzu zwei Beispiele aus den vergangenen Tagen.

Herbert Gogel kommentierte das Match zwischen Mona Barthel und Jessica Pegula an und pries die Deutsche als haushohe Favoritin an. Als er im Laufe des Matches den Zuschauern die 22jährige näher bringen will, fällt ihm nichts anderes ein, als das Interview des Tennismagazins beinahe wortwörtlich wiederzugeben und geht auch auf die Fed Cup-Problematik ("wenn Barbara ihre Entscheidung getroffen hat, treffe ich meine") ein, verschweigt aber danach das Treffen in Miami zwischen Barthel und Rittner, welches die Worte aus dem damaligen Interview völlig überflüssig macht.

Nach Matchende zeigt Gogel seine mangelnde Fachkompetenz zum Thema Damentennis. Mona Barthel hat nach dieser Leistung nichts im Fed Cup-Team verloren, weil die anderen deutschen Damen in diesem Jahr einen weitaus stärkeren Eindruck als sie hinterlassen haben. Hmm, wer schlug nochmal Vinci, Bartoli und Errani binnen weniger Tage ?

Auch der gestrige Kommentator beim Finale von Monterrey, dessen Namen mir im Moment entfallen ist, brachte den echten Tennisfan sowohl zum Schmunzeln als auch auf die Palme. Angelique Kerber ist Bremerin, weil sie ausgerechnet dort geboren ist (ist Jamie Hampton dann auch Frankfurterin ?) und Torben Beltz wohl seit neuestem Physiotherapeut der WTA. Diesen Fauxpas korrigierte der Kommentator zwar nach kurzer Zeit, jedoch sollte jeder, der mit Damentennis zu tun hat, wissen, dass es auf der WTA-Tour ausschließlich weibliche Physiotherapeuten gibt.

Die zehnminütige Pause nach Satz 2 hatte im übrigen nichts damit zu tun, dass man in Mexico einen zehnminütigen Werbeblock schalten wollte. Nur ist es vielleicht zuviel verlangt, dass man als Moderator die "WTA heat rule" kennen muss, besonders wenn die Schiedsrichterin dies zudem noch ankündigt. Auch die ganzen Bälle, die im Feld landeten, hatten grundsätzlich "eine gute Länge", nur weil die Gegnerin danach einen "unforced error" produzierte.

Zusammenfassend lässt sich nach einer Woche Tennis bei ProSiebenSat.1 sagen: die Nachfolge von spox.com ist in jedem Falle gelungen, auch dass man einige Spiele mit englischem Originalkommentar laufen ließ, fällt nicht negativ ins Gewicht. Den verpflichteten Kommentatoren sollte man nun bis zum Fed Cup (der dann wirklich live bei Sat.1 Gold läuft) die Zeit geben, sich in ihre neue Materie einzuarbeiten, um solche Fehlleistungen wie in der vergangenen Woche zu vermeiden.

Und wenn am Ende solche Spiele wie Kerber - Pavlyuchenkova im Free-TV laufen, wird man kaum mehr jemanden finden, der Kritik an der Strategie des Rechteinhabers anbringen wird. Denn die Überraschung mit der kurzfristigen Hereinnahme dieses Matches ist den Machern von ran.de gelungen. Auf Sat.1 Gold wäre sie perfekt gewesen.