Direkt zum Inhalt

Maria diese Woche wieder in bester Kolumbien-Form

Würde die komplette Tour in Kolumbien gespielt werden, Tatjana Maria wäre mit Sicherheit eine dauerhafte Top 10-Spielerin. Zu diesem Schluss könnte man kommen, wenn man die Ergebnisse der 37-jährigen in dem südamerikanischen Land in den letzten Jahren mit ihren übrigen Resultaten vergleicht. Tatsächlich scheint Kolumbien für die Bad Saulgauerin ein gutes Pflaster zu sein. Warum sonst hat sie in der Vergangenheit nicht nur das WTA-Turnier in Bogotá gleich zweimal gewinnen können und dazu auch noch das WTA 125-Turnier in Barranquilla, dessen Titel sie in dieser Woche verteidigt ?

Auch diesmal scheint Maria an einem ihrer Lieblingsorte auf der Tour zu alter Stärke zurückzufinden. Die Zweifachmama steht mittlerweile bereits im Halbfinale, in dem die am Abend auf die 21-jährige Kroatin Antonia Ruzic trifft. Zuvor hatte sie in der ersten Runde die Lokalmatadorin Maria Herazo Gonzalez glatt mit 6:0 und 6:1 bezwungen, ehe ihr bei ihrem Zweitrundenduell am Mittwoch gegen die US-Amerikanerin Elizabeth Mandlik der Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.

Diese Partie musste daher am Donnerstag nachgeholt werden und hier hatte Maria schon deutlich mehr zu kämpfen als noch in ihrer Auftaktbegegnung. Im ersten Satz verspielte sie beinahe eine 5:0-Führung, konnte sich jedoch noch mit einem Break zum 6:4 ins Ziel retten, Satz zwei ging dann direkt mit 6:4 an ihre Gegnerin. Im dritten Satz wackelte Maria zwar auch etwas gegen Ende, brachte ihn dennoch mit 6:3 erfolgreich nach Hause.

Einige Stunden nach Beendigung ihres ersten Matches an diesem Tag musste die 37-jährige dann noch einmal auf den Platz. Diesmal ging es gegen die an Nummer sechs gesetzte Niederländerin Suzan Lamens um den Einzug ins Halbfinale. In einer ausgeglichenen Partie, die insgesamt eine Spielzeit von weit mehr als zwei Stunden aufwies, profitierte die Deutsche in beiden Sätzen von einem Break bei eigener 6:5-Führung. Somit darf Maria weiter von einer erfolgreichen Titelverteidigung träumen.

Dabei wäre diese nicht nur für sie selbst von besonderer Bedeutung, sondern für das gesamte deutsche Tennis allgemein. In diesen Wochen kämpft Maria neben Laura Siegemund und Jule Niemeier mitunter darum, dass auch noch in einigen Wochen und Monaten eine deutsche Spielerin innerhalb der Top 100 zu finden ist.

Neben den 160 Punkten für den Titel in Barranquilla voriges Jahr entfallen zudem die 110 Punkte für ihren Halbfinaleinzug in Cleveland. Sollte Maria bis zum Ende der US Open keine weiteren Siege einfahren können, läge sie aktuell an der Schwelle zu den Top 100. Dann würden die Ergebnisse der direkten Kontrahentinnen in dieser Weltranglistenregion den Ausschlag geben, ob es für die aktuelle deutsche Nummer eins noch für einen Top 100-Platz reicht.

Eine ähnliche Ausgangslage liegt auch bei Laura Siegemund vor. Sie hat jedoch die nächsten größeren Punktzahlen erst im Oktober zu verteidigen. Bis dahin dürfte es für sie gerade so noch für einen Platz in den Top 100 reichen, immer natürlich ausgehend von dem Fall, dass bei ihr keine weiteren Siege auf der Tour hinzukommen. Jule Niemeier, die aktuelle deutsche Nummer drei, könnte am kommenden Montag, ohne selbst gespielt zu haben, wieder in die Top 100 zurückkehren. Wie bei Maria und Siegemund hängt auch ihr Top 100-Verbleib in den nächsten Wochen am seidenen Faden. An eine dauerhafte Rückkehr von Tamara Korpatsch ist zudem auch nicht zu denken, da die Hamburgerin im Ranking hauptsächlich immer noch von ihrem Turniersieg in Cluj profitiert, dessen Punkte jedoch Mitte Oktober aus der Wertung fallen und Korpatsch daher in nächster Zeit darum kämpfen muss, nicht den Anschluss an die Plätze zu verlieren, mit denen man direkt im Hauptfeld der Grand Slam-Turniere steht.

Um also negative Schlagzeilen in naher Zukunft zu vermeiden ("keine deutsche Spielerin mehr in den Top 100"), wäre jeder deutsche Auftaktsieg bei den US Open übernächste Woche Gold wert. Ansonsten ginge wohl früher oder später doch der Wunsch von Eva Lys in Erfüllung, dass wieder mehr über das deutsche Frauentennis berichtet würde, auch wenn sie auf diese Art der Berichterstattung wohl liebend gerne verzichten würde. Dazu jedoch könnte auch sie einen Beitrag leisten, indem sie als aktuelle Nummer 112 der Welt selbst erstmals den Sprung in die Top 100 schafft.  Gegen diese Schlagzeile hätte sie sicher nichts einzuwenden.

Veröffentlichungsdatum:
Turnier: Barranquilla 2024