Direkt zum Inhalt

Meyer auf der Heide meistert erste Hürde in Horb

Am zweiten Tag der 30. Auflage des AHG Cups im Horber Stadtteil Bildechingen wurde nicht nur die finale Qualifikationsrunde ausgetragen, auch die ersten Begegnungen im Hauptfeld standen bereits auf dem Programm. Aus deutscher Sicht war einzig und allein Luisa Meyer auf der Heide gefordert, die zum Auftakt gegen die ca. 400 Plätze höher angesiedelte Japanerin Yuki Naito antreten musste. Alle anderen deutschen Spielerinnen tragen hingegen ihre Erstrundenpartie am Mittwoch aus.

Die am heutigen Dienstag zahlreich erschienenen Zuschauer bekamen bei dieser Begegnung beste Unterhaltung geboten. Insbesondere die Spannung, die sich gegen Ende des zweiten Satzes aufbaute, war es alleine schon wert, dieses Match zu verfolgen. Dabei begann die Partie relativ einseitig. Die Deutsche, die nur dank einer Wildcard ins Hauptfeld gelangt war, machte von Beginn an das Spiel, Naito versuchte zu reagieren, doch eigene Akzente konnte die Japanerin im ersten Satz so gut wie keine setzen. Auch in der Höhe völlig verdient ging daher auch der erste Satz mit 6:0 an die 22-jährige.

Zu Beginn von Satz zwei erweckte die Partie kurzzeitig den Anschein, als sollte Meyer auf der Heide ein echter Durchmarsch gelingen. Naito bei eigenem Service nicht entschlossen genug, ihre Gegnerin jederzeit auf der Höhe und schon musste die Japanerin ein viertes Mal ihren Aufschlag im ersten Spiel des zweiten Satzes abgeben.

Nachdem bis zu diesem Zeitpunkt alles zugunsten der Deutschen zu laufen schien, begann sich gefühlt von einem Moment auf den anderen die Partie zu drehen. Meyer auf der Heide servierte mit Break im Rücken zu einem möglichen 2:0, doch die Grundschläge der Japanerin kamen nun deutlich druckvoller und präziser. Ihre Gegnerin hatte zunehmend Mühe, diese Angriffe zu kontern und musste trotz eines zwischenzeitlichen Spielballs das erste Break hinnehmen.

Die Situation in diesem Satz verschärfte sich zusehends. Nun war Naito diejenige, die das Spiel diktierte, während ihre Gegnerin um Schadensbegrenzung bemüht war. Mühelos ging sie mit 2:1 in Führung und trotz einer zwischenzeitlichen 40:15-Führung gelang es Meyer auf der Heide auch aufgrund eines Doppelfehlers nicht, zum 2:2 auszugleichen. Stattdessen begann man sich im Publikum bereits mit einem möglichen dritten Satz abzufinden.

Dafür sprach auch in der Folge einiges. Nachdem die aktuelle Nummer 731 der Welt im nächsten Spiel insgesamt drei Breakchancen zum 2:3 nicht nutzen konnte, sah sie sich einem Spielball Naitos zu einer möglichen 4:1-Führung gegenüber. Dieser drohende Drei-Spiele-Rückstand schien die Deutsche angestachelt zu haben. Nun begann sie, noch mehr als ohnehin schon zu variieren, streute ab und zu hohe oder kurze Bälle ein und erzwang so immer häufiger die Fehler ihrer Gegnerin. Der Lohn dafür war ein immens wichtiger Spielgewinn zum 2:3.

Das Match nahm in dieser Phase nun deutlich an Qualität zu. Beide Spielerinnen waren nun vollkommen auf Augenhöhe, mehrfach versuchte Meyer auf der Heide, mithilfe von Stoppbällen den Punktgewinn zu erzwingen, doch immer wieder war es Naito, die das bessere Ende für sich hatte. Dennoch gelang es ihrer Gegnerin, die Partie bis zum Stande von 4:4 offen zu gestalten. Somit trennten sie nur noch ein Break und ein gewonnenes Aufschlagsspiel vom Matchgewinn.

Gesagt, getan. Oder auch nicht. Dank eines Doppelfehlers von Naito gelang es ihr tatsächlich, sich einen Breakball zu erspielen, setzte diesen jedoch knapp ins Aus. Wenig später sollte sie es dann besser machen. In einer Phase, in der sich beide Spielerinnen nichts mehr schenkten, war es der zweite Breakball, der das 5:4 aus deutscher Sicht besiegelte.

Die Vorentscheidung ? Eher der nächste Schritt zum nächsten Drama. Nun wurde es besonders bitter. Als die Zuschauer die 22-jährige nach einer 30:0-Führung schon im Ziel sahen, vergab sie diesen Vorsprung zunächst etwas leichtfertig und ließ diesem bei 30:30 zudem einen Doppelfehler folgen. Naito schien wieder zurück im Spiel, insbesondere als die Deutsche es verpasste, sich den ersten Matchball zu erspielen. Viermal in Folge versuchte sie, Überkopfbälle zu verwandeln und während diese dreimal von Naito returniert werden konnten, landete ihr vierter Versuch im Aus, was anstelle von Matchball Breakball bedeutete, welchen sich die Japanerin nicht mehr nehmen ließ.

Somit war alles wieder auf null gesetzt. Beim Stande von 5:5 ging es für Meyer auf der Heide, deren Markenzeichen es ist, vor jedem ersten Aufschlag grundsätzlich die Grundlinie zu putzen, nun erneut darum, zunächst ein Break zu schaffen, um danach selbst ausservieren zu können.

Dieses Unterfangen schien jedoch zunächst komplett schief zu gehen. Naito holte sich auch mithilfe ihrer Gegnerin einen 30:0-Vorsprung, was bei dieser nur ein zynisches Lächeln im Gesicht hervorrief. Und wohl auch den Kampfgeist weckte. Einen möglichen dritten Satz vor Augen zündete die 22-jährige den Turbo und holte sich mit vier Punktgewinnen in Folge am Ende dennoch das wichtige 6:5, womit ihr zumindest eine Entscheidung im Tiebreak in diesem Satz sicher war.

Danach sah es auch kurz daraufhin aus. Meyer auf der Heide sah sich bei eigenem Aufschlag einem 15:40-Rückstand gegenüber, nachdem die Japanerin verzweifelt versuchte, mit ihren letzten Kraftreserven die Entscheidung in diesem Satz im Tiebreak herbeizuführen. In dieser Phase half der Deutschen auch ein wenig das Glück, das ihr nach über zwei Stunden den ersten Matchball bescherte, den Naito jedoch abzuwehren wusste.

Die Ziellinie vor Augen ließ die 22-jährge nun nicht mehr locker, riskierte keinen Doppelfehler und erkämpfte sich wenig später Matchball Nummer zwei. Diesmal schien das Schicksal endlich auf ihrer Seite zu sein. Am Ende eines von zahlreichen langen Ballwechseln in diesem Match segelte der Ball der Japanerin ins Aus und bescherte der Deutschen einen verdienten 6:0 und 7:5-Erfolg. Die Erleichterung über diesen Sieg war ihr nach diesem über zwei Stunden langen Kampf merklich anzusehen.

Während Meyer auf der Heide nun am morgigen Mittwoch einen Ruhetag einlegen kann, geht es für insgesamt neun weitere deutsche Spielerinnen darum, ihr ins Achtelfinale von Horb zu folgen. Aus der Qualifikation sind am heutigen Tag neben den sieben bereits bekannten Namen noch Mara Guth und Selina Dal hinzugekommen. Nach der Absage der Schwedin Cajsa Hennemann nimmt Sina Herrmann den freigewordenen Lucky Loser-Platz ein, womit sie am Mittwoch auf die Schweizerin Susan Bandecchi trifft. Somit tauchen im Hauptfeld von Horb doch erstaunlicherweise zehn deutsche Flaggen in der ersten Runde auf.

So sieht das Hauptfeld nach Tag zwei aus:

Veronika Erjavec (1) - Sara Cakarevic 6:2 6:1
Jenny Lim - Elena-Teodora Cadar (Q)
Luisa Meyer auf der Heide (WC) - Yuki Naito 6:0 7:5
Anna Kubareva - Alina Charaeva (5) 1:6 1:6

Susan Bandecchi (3) - Sina Herrmann (LL)
Ziva Falkner - Ekaterine Gorgodze
Alexandra Vecic (WC) - Petra Hule
Merel Hoedt (Q) - Sapfo Sakellaridi (6)

Katharina Hobgarski (7) - Marie Vogt (WC)
Anna Gabric - Vivian Wolff
Tiphanie Lemaitre (Q) - Julia Middendorf
Marie Weckerle (Q) - Julie Struplova (4)

Aneta Kucmova (8) - Qualifier
Mara Guth (Q) - Victoria Pohle (WC)
Fiona Ganz (Q) - Selina Dal (Q)
Nika Radisic - Hanne Vandewinkel (2)

Durch die zwei rein deutschen Duelle, die es in der ersten Runde gibt, stehen drei deutsche Damen bereits sicher im Achtelfinale.

Veröffentlichungsdatum:
Turnier: Horb 2024