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Sasnovich und Siegemund im Viertelfinale von Dubai

Mit einer unterirdischen Leistung und einer vogelwilden und planlosen Vorstellung im ersten Satz begann am Sonntag für Laura Siegemund das Abenteuer Doppelwettbewerb in Dubai an der Seite ihrer Ersatzdoppelpartnerin Aliaksandra Sasnovich. Drei Tage später stehen beide gemeinsam im Viertelfinale. Selbst das topgesetzte Doppel Hsieh/Mertens musste am Ende wohl anerkennen, dass die Doppelweltmeisterin mit jeder Partnerin gefährlich ist.

Nachdem Siegemund in Doha vergangene Woche aufgrund der Rückenverletzung ihrer Stammpartnerin Barbora Krejcikova aus dem dortigen Wettbewerb zurückziehen musste, hat sie sich, als feststand, dass die Tschechin auch in Dubai nicht würde antreten können, nach einer anderen Partnerin umgeschaut, um einerseits weiter Matchpraxis im Doppel zu sammeln und andererseits natürlich auch, um das Ziel der Weltranglistenposition eins, das in diesem Jahr immer noch in Reichweite ist, nicht komplett aus den Augen zu verlieren.

Ihre Wahl fiel auf Aliaksandra Sasnovich. Eine Wahl, die den gemeinen Tennisfan zunächst ratlos zurücklässt. Die 29-jährige ist weder als Doppelspezialistin bekannt noch hat sie größere Erfolge im Doppelwettbewerb vorzuweisen. Die Wege der beiden jedoch kreuzten sich erst Ende der letzten Saison bei Siegemunds "must win"-Turnier in Jianxi, als sie an der Seite von Kamilla Rakhimova Siegemund und deren Doppelpartnerin Vera Zvonareva im Halbfinale im Matchtiebreak mit 4-10 unterlegen war.

Dass der Anfang in Dubai schwierig werden würde, war zu erwarten, hatten doch Siegemund und Sasnovich bislang noch nie auf derselben Seite des Platzes agiert. Dass das Erstrundenmatch gegen Eri Hozumi und Makoto Ninomiya jedoch mit einem 0:6 startet, davon konnte man nun nicht ausgehen. Beide Spielerinnen agierten null aufeinander abgestimmt, leisteten sich teilweise haarsträubende Fehler und so mancher Zuschauer dürfte insgeheim gehofft haben, dass diese Vorstellung bitte schnell vorbei sein möge.

Auch zu Beginn des zweiten Satzes zeigte sich dasselbe Bild. Nachdem auch hier das erste Aufschlagsspiel verloren ging und es zwischenzeitlich 0:6 und 0:2 stand, blieb nur noch die leise Hoffnung, dass dieses Match nicht mit der Höchststrafe endet. Und wir reden bei den Gegnerinnen immer noch von Hozumi/Ninomiya, die zwar eingespielt sind, den Topstars im Doppel jedoch selten das fürchten lernen.

Doch aus heiterem Himmel wendete sich kurz darauf das Blatt. Sasnovich/Siegemund gelang nicht nur ihr erster Spielgewinn, es war zudem ein Break. Die Freude darüber, dass in diesem Satz bei 1:2 endlich wieder alles in der Reihe war, währte jedoch nicht lange. Erst als ihre Gegnerinnen zum 2:3 ein weiteres Mal ihr Aufschlagsspiel verloren und in der Folge drei Breakbälle zur 4:2-Führung liegen ließen, ergab sich ein Match auf Augenhöhe.

Überzeugend war der Auftritt von Sasnovich und Siegemund auch in dieser Phase nicht, doch zumindest gelang es ihnen, die Fehlerquote zu minimieren. Auch ihren Gegnerinnen merkte man langsam an, dass ihnen die Frische vom Beginn des Matches mehr und mehr abhanden kam. So war es irgendwann nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die individuelle Klasse Siegemunds durchsetzen konnte und für den 7:5-Satzausgleich sorgte.

Im Tie-Break dann sorgte eine neue Variante im Spiel der beiden 29- und 36-jährigen für mehr Stabilität. Sasnovich, die im Verlaufe der Partie Schwierigkeiten am Netz offenbarte, zog sich bei Aufschlag Siegemund mit an die Grundlinie zurück. Im Gegenzug suchte die Deutsche nach ihre Service den Weg nach vorne. So gelang beiden am Ende ein 0:6, 7:5 und 10-6-Erfolg in einer Partie, die streckenweise wirklich Tennis zum abgewöhnen bot.

Da im Tennis am Ende nur das Ergebnis zählt, lauteten die nackten Fakten jedoch Achtelfinaleinzug in Dubai und in der nächsten Runde ein Duell mit dem topgesetzten Duo um Su-Wei Hsieh und Elise Mertens, die nebenbei erst vor kurzem die Australian Open für sich entschieden haben. Chancen durfte man ihnen nach dieser Leistung in der ersten Runde wenige einräumen.

Das Match, das erst drei Tage nach der Erstrundenpartie gegen Hozumi/Ninomiya stattfand, entpuppte sich jedoch als deutlich enger als man es vor Beginn erwarten konnte. Mit sieben Breaks in Folge startete die Partie, erst Laura Siegemund durchbrach mit einem gewonnenen Aufschlagsspiel das Breakfestival. Da allerdings Elise Mertens dem nicht nachstehen wollte und es danach weitere drei Breaks zu bestaunen gab, musste der Tie-Break in diesem Satz die Entscheidung bringen. Die zwischenzeitliche 5:3-Führung zuvor hatte Sasnovich und Siegemund also nicht gereicht, um Durchgang Nummer eins einzutüten.

Der Tie-Break war erwartungsgemäß umkämpft wie der komplette Satz, ab dem Ausgleich zum 2:2 lagen Hsieh und Mertens allerdings nie mehr in Rückstand und nutzten ihren zweiten Satzball zur verdienten, wenn auch etwas glücklichen 7:6(5)-Satzführung. Oder nüchtern betrachtet: die haushohen Favoritinnen haben sich letztlich durchgesetzt.

Nach umkämpften ersten Sätzen ist es meist so, dass der zweite dann ziemlich glatt von derselben Paarung gewonnen wird, die bereits mit einem Satz in Führung liegt. So sah es zu Beginn auch für Hsieh/Mertens aus, die zunächst ein Break realisierten und nach Abwehr dreier Breakbälle mit 2:0 in Führung gingen.

Doch wie bereits in ihrer Erstrundenbegegnung, wendete sich genau in dem Moment das Blatt, in dem man dachte, dass es das nun gewesen sein dürfte. Sechs Spielgewinne in Folge realisierten Sasnovich und Siegemund zu einem unglaublichen 6:2 im zweiten Satz. Wer sie noch im ersten Satz gegen Hozumi/Ninomiya gesehen hatte, traute hier wohl seinen Augen nicht. Immerhin stand ihnen hier eines der weltbesten Doppel gegenüber.

Gewonnen war auch mit dem zweiten Satz letztlich noch nichts. Lange Zeit gestaltete sich der entscheidende Matchtiebreak so, wie man das Match auch erwarten durfte. Hsieh und Mertens diktierten das Spiel, hielten ihre Fehlerquote niedrig und Siegemund und Sasnovich waren zudem für je einen Doppelfehler gut. Folglich servierte Su-Wei Hsieh bei einer 6:3-Führung und hatte die Chance, mit zwei Punktgewinnen für die Vorentscheidung zu sorgen.

Dieses Vorhaben jedoch ging gründlich in die Hose. Aus einem 6:3 wurde ein 6:5 und nur dank eines weiteren Minibreak wechselte das Top-Duo mit einer 7:5-Führung die Seiten ein zweites Mal. Beim Stande von 7:6 hatte dann Elise Mertens die Möglichkeit, mit zwei eigenen Aufschlägen für drei Matchbälle zu sorgen. Doch auch ihr blieb in dieser Phase das Glück versagt. Erstmals im kompletten Matchtiebreak gingen Sasnovich und Siegemund in Führung - 8:7. Und das gleich noch bei Aufschlag Sasnovich.

Zwei Matchbälle sollten es jedoch nicht sein. Erst mit dem zweiten Punkt gelang dem ungesetzen Duo die erneute 9:8-Führung gleichbedeutend mit einen Matchball zu einer kleinen Sensation. Und tatsächlich besiegelte ein Ball ihrer Gegnerinnen, der im Aus landete, den Triumph von Sasnovich und Siegemund, die damit völlig überraschend das Ticket ins Viertelfinale gelöst haben und dort auf Ulrikke Eikeri und Fang-Hsien Wu treffen. Der gemeine Tennisfan reibt sich erneut verwundert die Augen und denkt sich: die beiden, die so unterirdisch begonnen haben, sind immer noch dabei - kann das sein ?

Ja, kann es. Denn eine Laura Siegemund gibt nunmal nie auf. Das haben in den letzten Jahren schon viele erfahren, heute durften Su-Wei Hsieh und Elise Mertens damit Bekanntschaft machen. Und sie werden mit Sicherheit nicht die letzten sein.

Veröffentlichungsdatum:
Turnier: Dubai 2024