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Sind TV-Übertragungen im Tennis nicht mehr zeitgemäß ?

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Die Ära Eurosport ist Geschichte und der Beginn einer neuen TV-Ära im Frauentennis steht nach wie vor in den Sternen. Aller Voraussicht nach steht in Deutschland die WTA-Tour 2013 - zumindest die hochdotierten Turniere - exklusiv nur den Abonnenten von tennistv.com zur Verfügung.

Wir erinnern uns: die NCAA hat im Sommer Regeländerungen im College-Tennis beschlossen, um endlich auch für diese Sportart TV-Partner zu finden. Auch die ATP ist auf diesen Zug aufgesprungen und testet auf der Challenger Series 2013 den Wegfall der Wiederholung des 1. Aufschlags nach Netzberührung. Im College-Tennis hingegen sollte unter anderem der dritte Satz grundsätzlich dem deutlich kürzeren Match-Tie-Break weichen und die Pausen zwischen den Wechseln verkürzt werden.

Diese Maßnahmen verfolgen letztlich ein und dasselbe Ziel: die massive Verkürzung der Spielzeit. Sollte die ITF eines Tages auch noch auf dumme Gedanken kommen, würden bald bei allen Grand Slam-Turnieren US Open-Verhältnisse herrschen, sprich der entscheidende Satz endet ebenfalls mit einem Tie-Break. Isner - Mahut (6:4 3:6 6:7(7) 7:6(3) 70:68; Wimbledon 2010) würde damit auf ewig in den Geschichtsbüchern stehen.

Gibt es denn nur noch die Möglichkeit, durch massive Regeländerungen den Tennissport wieder TV-tauglich zu machen ? Der echte Tennisfan rebelliert bei dem Gedanken, die speziellen Eigenheiten seines Lieblingssports wie die Ungewissheit der Matchdauer, könnten nach und nach der Vergangenheit angehören. Die breite Masse hingegen wird schwer durch drei- bis vierstündige Matches für Tennis zu begeistern sein. Ereignisse wie das olympische Halbfinale Federer - Tsonga, das weit über vier Stunden dauerte und Federer letztlich wohl auch Gold kostete, spielen den Befürwortern dieser Regeländerungen dabei mit Sicherheit in die Karten.

Die Tenniswelt hat sich nunmal auch in Deutschland weitergedreht. Während in den 80er Jahren und auch Anfang der 90er wirklich alles im öffentlich-rechtlichen TV gezeigt wurde, wo überhaupt nur ein Tennisball im Spiel war (RTL sprang Anfang der 90er ebenfalls auf den Zug auf), könnte man heute lange darauf warten, dass die ARD eine Programmänderung wegen eines Matches von Angelique Kerber veranlassen würde. Sie ist eben nicht Boris Becker und auch nicht Steffi Graf. Aber sie könnte es werden, wenn auch die Massenmedien wieder verstärkt über diesen Sport berichten würden und er somit omnipräsent in Deutschland wäre (siehe Formel 1, die in den 80ern nur echte Motorsport-Feinschmecker vor den TV bewegte).

Warum sich sowohl die Anstalten als auch die Medien diesem Thema verweigern, mag vielerlei Gründe haben und die Turnierdauer von einer Woche spielt dabei mit Sicherheit eine Rolle. Es birgt schon ein gewisses Risiko, ein komplettes Turnier zu übertragen. Vier deutsche Spielerinnen am Start bedeutet nunmal nicht gleichzeitig ein Finale mit deutscher Beteiligung. Und je weniger Deutsche sich durchsetzen, umso geringer fällt die Zuschauerresonanz aus.

Dann wäre da noch die Ungewissheit der Länge der einzelnen Matches. In den 80ern war es tatsächlich gang und gäbe, dass ARD-Reporter Heribert Fassbender mit den Worten <em>"Liebe Zuschauer, unsere Übertragungszeit neigt sich dem Ende entgegen. Wir verabschieden uns und weisen Sie auf unsere Sportsendungen am späteren Abend hin."</em>&nbsp; Tennismatches in der entscheidenden Phase abmoderierte. Und die Möglichkeit, das Match auf irgendwelchen Livestreams weiter zu verfolgen, war vor 25 Jahren noch nicht gegeben. Mit Glück gab es eine Art Live-Ticker im Videotext.

So bleibt den Hardcore-Fans nur noch die Hoffnung, dass sich zumindest irgendein Sportsender in Deutschland erbarmt, die Perform-Rechte der WTA-Tour zu finanzieren. Ansonsten könnte tennistv.com in den nächsten Jahren zum Dauerzustand für Tennisinteressierte werden. Die Chancen hierfür stehen bedauerlicherweise gut. Immerhin gibt es dort keine Abmoderation im laufenden Match.

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