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Weiter Zwist zwischen Korpatsch und DTB

Sucht der DTB krampfhaft einen Weg, um die Nichtberücksichtigung von Tamara Korpatsch in den Mannschaftswettbewerben der letzten Jahre zu rechtfertigen ? Diesen Eindruck könnte man aktuell bekommen, wenn man sich die Aussagen beider Seiten in den letzten Wochen ansieht. Dass die Situation aktuell nicht weiter eskaliert, dafür sorgt der Umstand, dass Korpatsch zur Zeit verletzt und ohnehin nicht einsatzfähig ist. Doch der Reihe nach.

Bis zum Turniersieg in Cluj hatte man in der Öffentlichkeit nicht den Eindruck, als würde Korpatsch überhaupt eine Rolle beim DTB spielen. Egal, wie die Ergebnisse der Hamburgerin aussahen und egal, wie sich die Situation in der Weltrangliste darstellte, Korpatsch war nie ein Thema, wenn es um die Nominierung für das deutsche Team bei Mannschaftswettbewerben ging. Selbst Anfang Oktober, als Korpatsch mit weitem Abstand deutsche Nummer zwei war und die Nominierung für den BJK Cup anstand, wartete sie auf einen Anruf vergeblich.

An ihrer Stelle machte es sich der DTB vermeintlich einfach und nahm einfach die fünf mit, die man schon im April mitgenommen hat. Dass Jule Niemeier sich seit längerer Zeit in einer Formkrise befand und auch Anna-Lena Friedsam schon bessere Zeiten in ihrer Karriere gesehen hat: geschenkt ! Man bediente sich einfach der billigsten Ausrede, die man finden konnte: die fünf haben da zusammen harmoniert, deswegen haben sie es sich auch verdient, weiter dabei zu sein. In diesem Sinne dann schade für Angelique Kerber, für sie dürfte im kommenden Jahr somit auch die Tür zu sein.

Dass dem nicht so ist, verdeutlicht einmal mehr, wie lächerlich diese Ausrede ist, um Korpatsch außen vor zu lassen. Auch den Vorwurf vonseiten des DTB, die Hamburgerin hätte das Team einmal hängen lassen, als sie nominiert werden sollte, hat sie mittlerweile zurecht gerückt. Erstens sollte sie nur nachnominiert werden, zweitens litt Korpatsch zu dieser Zeit unter gesundheitichen Problemen, genauer gesagt lag ihr Lungenvolumen zu dieser Zeit nur bei 80%. Damit ist an Leistungssport eigentlich nicht zu denken.

Keine Frage, es sei jeder gegönnt, wenn sie die deutschen Farben vertreten darf, insbesondere auch den Nachwuchsspielerinnen, heißen sie nun Eva Lys, Noma Noha Akugue oder Nastasja Schunk, sobald diese wieder zu alter Stärke zurückgefunden hat. Nur darf sich der DTB nicht wundern, wenn Fragen aufkommen, warum Spielerinnen, die von ihrer Form vergangener Tage aktuell weit entfernt sind, der deutschen Nummer zwei vorgezogen werden.

Allerspätestens nach dem Triumph von Cluj, doch eigentlich schon mit Korpatschs Einzug in die Top 100, hätte es zu einem klärenden Gespräch zwischen der Spielerin und den Verantwortlichen des Verbandes kommen müssen. Stattdessen hat man von Verbandssseite wohl gehofft, dass Korpatschs Top 100-Verbleib nur von kurzer Dauer sein würde, was auch funktioniert hat, bis eben Cluj dazwischen kam und sich der Fokus der Medien auf die Norddeutsche richtete.

Ob sich beide Seiten in absehbarer Zeit wieder annähern, bleibt abzuwarten. Für das deutsche Tennis wäre es in jedem Fall enorm wichtig. Korpatsch ist nunmal neben Tatjana Maria im Moment die beste Einzelspielerin, genauso wie Laura Siegemund die mit Abstand beste Doppelspielerin ist, vielleicht sogar die beste Deutsche aller Zeiten. Und bis zur nächsten Nominierung wird sich daran auch nicht viel weltbewegendes ändern.

Selbst an einer Rückkehr von Angelique Kerber darf im kommenden Jahr eine Berücksichtigung Korpatschs nicht scheitern. Erstens weiß keiner, in welcher Form die neue Tennis-Mama zurückkommt, zweitens muss auch mit einer Nominierung von Kerber für eine deutsche Top 100-Spielerin Platz im Team sein. Denn aufgestellt wird im Sport doch nach Leistung - oder etwa nicht ?

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