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#NVC16 Tag 7: Der Tag der Marathonfrau

Beck NürnbergDer Halbfinaltag versprach aus deutscher Sicht auf dem Papier viel, auf dem Platz hielt er nicht, was er versprochen hatte. Zumindest für die Fans, die gerne ein rein deutsches Finale beim NÜRNBERGER Versicherungscup gesehen hätten. Das nämlich wird es morgen nicht geben. Die Endspielpaarung lautet stattdessen Kiki Bertens (Q) gegen Mariana Duque-Marino.

Dabei versprach gerade das zweite Halbfinale, das hieraus eine deutsche Finalistin hervorgehen könnte. Bevor nämlich Annika Beck überhaupt den Platz betreten konnte, musste am Morgen zunächst ihre Gegnerin in der Partie zwischen Varvara Lepchenko und Mariana Duque-Marino ermittelt werden. Und beide schienen mehr als gewillt zu sein, an diesem Tage noch ein weiteres Match bestreiten zu können.

Denn erst nach 2 Stunden und 52 Minuten stand Becks Gegnerin fest. Duque-Marino gewann mit 5:7 7:6(4) 7:5 und man durfte davon ausgehen, dass dieser Marathon, dessen Dauer nur knapp unter dem aktuellen Rekordmatch beim NÜRNBERGER Versicherungscup von 2015 lag (Q1 Arina Rodionova - Lena Rüffer 2:57:47), Spuren bei der Kolumbianerin hinterlassen haben dürfte.

Direkt im Anschluss des nachgeholten Viertelfinals startete dann die erste Halbfinalpartie, in der sich Qualifikantin Kiki Bertens und Julia Görges gegenüber standen. Und aus deutscher Sicht lief zunächst alles nach Plan. Görges stand nach dem 6:3 einen Satzgewinn vor dem Finaleinzug. Es entwickelte sich weiter ein Duell auf Augenhöhe, das zwar nicht gerade hochklassig war, dennoch spannend bis zum Schluss. Am Ende aber sollte die Niederländerin die Oberhand behalten und gewann mit 3:6 6:4 und 7:6(4).

Wenige Minuten später ging es dann für Annika Beck darum, erste deutsche Finalistin in Nürnberg seit Andrea Petkovic 2013 zu werden. Und wie zu erwarten war, verlief die Partie erschreckend einseitig. Marathon-Frau Duque-Marino bekam absolut keinen Zugriff auf das Spiel ihrer Gegnerin und lag schnell hochverdient mit 1:4 zurück. Es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis Beck die Partie zu ihren Gunsten würde entscheiden können. Doch was danach folgte, stand so eigentlich nicht im Drehbuch.

Das Spiel von Beck brach nach und nach vollkommen in sich zusammen, während Duque-Marino trotz vorhergehenden Marathon-Matches wacker kämpfte und aus dem 1:4-Rückstand den Ausgleich zum 4:4 herstellte. Das Momentum lag nun vollends auf der Seite der krassen Außenseiterin, die folglich am Ende auch den Satz mit 7:5 für sich entscheiden konnte.

Wer in diesem Moment hoffte, es handele sich hier nur um einen vorübergehenden Durchhänger, wurde schnell eines besseren belehrt. In Windeseile stand es auch in Satz 2 bereits 0:4 und somit war jedem klar, dass es wohl nicht aus einer deutschen Finalistin werden würde. Ein Aufbäumen war bei Beck, die sich nun ihrem Schicksal ergab, nicht mehr zu erkennen. Beck unterlag mit 5:7 und 1:6 und somit gelangen Duque-Marino am Halbfinaltag zwei Erfolge bei einer Gesamtdauer von knapp 4 1/2 Stunden.

Den Abschluss des Tages bildete das zweite Doppel-Halbfinale. Hier bezwangen Shuko Aoyama und Renata Voracova das russische Duo Natela Dzalamidze und Veronika Kudermetova mit 4:6 6:2 und 12-10. Beide treffen nun morgen nach dem Einzelfinale auf Kiki Bertens und Johanna Larsson.

Zusammenfassend lässt sich aus deutscher Sicht festhalten, dass wie im Vorjahr der Halbfinaltag enttäuschend verlief. 2015 sagte Angelique Kerber am Freitag kurzfristig ihre Halbfinalbegegnung gegen Roberta Vinci ab, in diesem Jahr verpassen beide Deutsche, die jeweils als Favoritinnen in ihre Partien gegangen sind, den Finaleinzug. Nach beiden Begegnungen hatte man als Zuschauer nicht unbedingt das Gefühl, als würden sich die Verliererinnen großartig über ihre Niederlagen ärgern. Dies könnte damit zusammen hängen, dass am Morgen das Hauptfeld des Grand Slam-Turniers in Paris ausgelost wurde und man eventuell "mit dem Kopf schon in Paris" war.

Um diesem vorzubeugen sollte man in Zukunft möglicherweise in Erwägung ziehen, wie vor zwei Jahren bereits am Freitag mit der ersten Qualifikationsrunde zu beginnen und das Finale ebenfalls am Freitag danach anzusetzen. Damit hätten alle Starterinnen von Beginn an die Gewissheit, genügend Zeit zur Regeneration bis zum Start von Roland Garros zu haben, selbst wenn sie den Valznerweiher mit dem Titel im Gepäck verlassen. Dann klappt's auch wieder mit der deutschen Finalistin - hoffentlich !

Veröffentlichungsdatum:
Turnier: Nürnberg 2016